gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Etablierung einer Forschungsdatenbank zu Qualitätssicherungs- und Benchmarkingzwecken in einem Verbund von Fachkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie

Meeting Abstract

  • Sandra Engemann - LVR - Landschaftsverband Rheinland, Köln, Germany
  • Jürgen Zielasek - LVR - Landschaftsverband Rheinland, Köln, Germany
  • Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank - LVR - Landschaftsverband Rheinland, Köln, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP173

doi: 10.3205/17dkvf364, urn:nbn:de:0183-17dkvf3645

Published: September 26, 2017

© 2017 Engemann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Psychische Störungen sind weit verbreitet und mit weitreichenden Folgen für die Betroffenen assoziiert. Trotz der zunehmenden Relevanz psychischer Erkrankungen erweist sich die Forschung im Bereich der Versorgung psychischer Erkrankungen im internationalen Vergleich in Deutschland als nachholbedürftig. Bereits seit einigen Jahren wird das Fehlen strukturierter, belastbarer und repräsentativer Daten zur Versorgungssituation und Epidemiologie im Bereich der psychischen Störungen kritisiert. Erste Bestrebungen, umfassende Datenquellen für Zwecke der Versorgungsforschung und Qualitätssicherung zur Verfügung zu stellen, wurden bereits initiiert. Grundsätzlich wird gefordert, bereits vorhandene Routinedaten verstärkt für Zwecke der Versorgungsforschung und der Qualitätssicherung zu nutzen. Im Rahmen der aktuellen Entwicklung der gesetzlichen Qualitätssicherung und von Qualitätsindikatoren des G-BA für psychische Erkrankungen wird ebenfalls angeregt, dass die notwendige Datenerhebung bevorzugt auf Routinedaten beruht. In der Routineversorgung werden im Rahmen der Behandlungsdokumentation sowie der Leistungsabrechnung eine Reihe von Versorgungsdaten dokumentiert, die prinzipiell für Zwecke der Versorgungsforschung nutzbar sind.

Fragestellung: Können Routinedaten der Versorgung anonymisiert und qualitätsgesichert in einer Forschungsdatenbank zusammengeführt und langfristig und sinnvoll für Zwecke der Qualitätssicherung, des Benchmarkings und der Versorgungsforschung nutzbar gemacht werden?

Methode: In dem hier vorgestellten Projekt wurde modellhaft in einem Klinikverbund von Fachkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie eine Forschungsdatenbank etabliert, in der Routinedaten hinsichtlich ihrer Definition, Erfassung und Formatierung vereinheitlicht, zusammengeführt und anonymisiert für Forschungszwecke nutzbar gemacht wurden. Es soll gezeigt werden, dass sich anhand von routinemäßig erfassten Daten der Versorgung psychisch Erkrankter einrichtungsübergreifend qualitätsgesicherte Daten generieren lassen, die für Zwecke der Qualitätssicherung, des Benchmarkings und der Versorgungsforschung nutzbar sind.

Auf folgende Routinedaten kann im Klinikverbund zurückgegriffen werden:

  • Daten der psychiatrischen Basisdokumentation (BADO)
  • Daten aus dem Krankenhausinformationssystem
  • Abrechnungsdaten gemäß §301 SGB V
  • Daten gemäß §21 KHEntgG
  • Statistik zu Zwangsmaßnahmen

Des Weiteren werden Daten zu Versorgungsoutcomes, Anschlussbehandlung und Patientenzufriedenheit routinemäßig erfasst.

Ergebnisse: Anhand von Projekten, die mithilfe dieser Forschungsdatenbank durchgeführt werden, soll demonstriert werden, in wie fern Routinedaten der Versorgung ohne zeitaufwändige Erhebung von Primärdaten für Qualitätssicherungs- und Benchmarkingzwecke aufbereitet und analysiert werden können. Erläutert werden sollen vor allem die routinemäßige Auswertung von Qualitätsindikatoren und die Etablierung eines kontinuierlichen Monitoring- und Berichtswesens über zentrale Versorgungskennzahlen, welche als Grundlage einer regelmäßigen Evaluation der Versorgung im Klinikverbund genutzt werden können.

Diskussion: Die Vorteile der Nutzung von Routinedaten sind die gute Verfügbarkeit, die longitudinale Erfassung, die Datenaktualität, die weitgehende Vollständigkeit und der Personenbezug. Einschränkungen weisen diese Daten vor allem im Hinblick auf Outcomeparameter auf, zu denen bisher nur sehr eingeschränkte Informationen erfasst sind, so dass in diesem Bereich zusätzliche Datenerhebungen notwendig sind. Die genannten Datenquellen weisen theoretisch ein hohes Potential für Forschungszwecke im Bereich der Versorgung psychischer Erkrankungen auf.

Praktische Implikationen: Mit dem hier vorgestellten Konzept zur Etablierung einer Forschungsdatenbank im Klinikverbund für Qualitätssicherungs- und Benchmarkingzwecke soll im Sinne eines Modelversuchs Anreize für künftige Anwendungen in anderen psychiatrisch-psychosomatisch-psychotherapeutischen Versorgungseinrichtungen und in entsprechenden Projekten der Versorgungsforschung im Bereich psychischer Störungen geliefert werden.