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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Soziodemographische und klinische Determinanten der Gesundheitskompetenz von Brustkrebspatientinnen mit Ersterkrankung

Meeting Abstract

  • Sarah Halbach - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Stephanie Stock - Universitätsklinikum Köln, Köln, Germany
  • Sibel Altin - Universität Duisburg-Essen, Essen, Germany
  • Sophie E. Groß - Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Lena Ansmann - Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Holger Pfaff - Humanwissenschaftliche Fakultät und Medizinische Fakultät der Universität zu Köln, Köln, Germany
  • Nicole Ernstmann - Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP123

doi: 10.3205/17dkvf357, urn:nbn:de:0183-17dkvf3573

Published: September 26, 2017

© 2017 Halbach et al.
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Text

Hintergrund: Eine ausreichende Gesundheitskompetenz ist insbesondere in komplexen Versorgungsstrukturen wie der Onkologie bedeutsam. In Deutschland mangelt es bislang an Erkenntnissen zu den Gesundheitskompetenzen von Krebspatienten und ihren Determinanten. Insbesondere Wissen darüber, ob und inwiefern die Ausprägung einzelner Dimensionen der Gesundheitskompetenz zwischen verschiedenen Patientengruppen variiert, kann wichtige Ansatzpunkte für einen gezielten Einsatz von edukativen Maßnahmen zu ihrer Förderung liefern.

Fragestellung: Welche soziodemographischen und klinischen Patientenmerkmale determinieren die Gesundheitskompetenzen von Patientinnen und Patienten (nachfolgend Patientinnen) mit erstmalig diagnostiziertem primärem Mammakarzinom?

Methode: Im Rahmen einer multizentrischen Querschnittsstudie wurden im Jahr 2015 erstmalig an einem Mammakarzinom erkrankte Patientinnen (N=4460) im Anschluss an ihren Aufenthalt in nordrheinwestfälischen Brustkrebszentren (N=86) schriftlich befragt. Mit Hilfe des Health Literacy Questionnaires (HLQ) von Osborne et al. 2013 wurden insgesamt vier ausgewählte Dimensionen der Gesundheitskompetenz erhoben: „Fähigkeit zum aktiven Umgang mit Gesundheitsdienstleistern“, „Fähigkeit gute Gesundheitsinformationen zu finden“, „Gesundheitsinformationen ausreichend zu verstehen, um zu wissen, was zu tun ist“ sowie „Bewertung von Gesundheitsinformationen“. Mit Hilfe multivariater Regressionsmodelle wurden soziodemographische und klinische Determinanten für jede dieser vier Dimensionen ermittelt.

Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse deuten auf teils einheitliche und teils unterschiedliche Determinanten für die einzelnen Dimensionen der Gesundheitskompetenz hin. Einheitlichkeit zeigt sich insofern, als dass ältere Patientinnen, Patientinnen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch und Patientinnen mit einem gesetzlichen Versicherungsstatus (verglichen mit einem privaten Versicherungsstatus) in allen Dimensionen über eine geringere Gesundheitskompetenz verfügen. Unterschiede zwischen den Gesundheitskompetenzdimensionen zeigen sich für die Variablen Bildung, Beziehungsstatus sowie Gesundheitszustand. So gehen ein geringerer Bildungsstand, das Leben ohne einen Partner sowie ein schlechterer Gesundheitszustand lediglich mit einer geringeren Gesundheitskompetenz in einzelnen Dimensionen einher, während sich für andere Dimensionen keine Zusammenhänge feststellen lassen.

Diskussion: Die Ausprägung einzelner Dimensionen der Gesundheitskompetenz von Brustkrebspatientinnen mit Ersterkrankung wird von soziodemographischen und klinischen Merkmalen der Patientinnen determiniert.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz, die an die individuellen Bedürfnisse von Brustkrebspatientinnen angepasst sind.