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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Modellvorhaben nach § 20g Präventionsgesetz: Verbesserung der Betrieblichen Gesundheitsförderung für KMU an der Schnittstelle zwischen Arbeitsschutz und kurativer Medizin

Meeting Abstract

  • Christine Quittkat - Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM), München, Germany
  • Hans Drexler - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • Stephan Letzel - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Mainz, Mainz, Germany
  • Thomas Nesseler - Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM), München, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP111

doi: 10.3205/17dkvf345, urn:nbn:de:0183-17dkvf3451

Published: September 26, 2017

© 2017 Quittkat et al.
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Text

Hintergrund: Ausgangspunkt des Projektes sind das im Juli 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz und die Realisierung eines Modellvorhabens nach § 20g SGB V unter Berücksichtigung des nationalen Gesundheitsziels „Gesund leben und arbeiten“, formuliert in den Bundesrahmenempfehlungen der Nationalen Präventionskonferenz (NPK) vom 19. Februar 2016, entsprechend § 20d Abs. 3 SGB V [1].

Fragestellung: Wie lassen sich die Qualität, Effizienz und Akzeptanz von Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) und zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) in ländlichen und strukturschwächeren Regionen langfristig und nachhaltig verbessern?

Methode: Ziel des Projektes ist die Entwicklung von arbeitsmedizinischen Angeboten und Maßnahmen, die an die spezifischen Rahmenbedingungen von KMU und deren Beschäftigte in ländlichen und strukturschwächeren Regionen angepasst sind und eine qualitativ hochwertige, umfassende und nachhaltige (arbeitsmedizinische) Versorgung an der Schnittstelle zwischen Arbeitsschutz und kurativer Medizin gewährleisten.

In einem ersten Schritt wird über Dokumentenanalyse, Gespräche und Interviews eine Datenbank aller relevanten Akteure der BGF und des BGM in einem Flächen-Bundesland mit ausgeprägter KMU-Struktur erstellt.

Diese Datenbank dient als Basis für die Erhebung und Analyse des Ist-Zustandes der BGF und des BGM in diesem Bundesland. Mit Hilfe von standardisierten (gruppenspezifischen) Fragebögen und semi-strukturierten Experteninterviews werden die betroffenen Akteure und die Anbieter von BGF-/BGM-Maßnahmen sowohl über das bestehende Angebot als auch die Kooperationsmuster zwischen den unterschiedlichen Akteuren und deren Bedarfsvorstellungen befragt.

Zeitgleich erfolgt eine Auswertung der aktuellen Forschungsliteratur, wobei zunächst insbesondere zwei Bereiche abgedeckt werden:

1.
spezifische Analysen zum Bundesland
- Analysen zur Unternehmens- und Betriebsstruktur
- Untersuchungen zur BGF und zum BGM
2.
Untersuchungen, Analysen, Modelle zur regionalen Versorgung
- eHealth: telemedizinische Versorgungswege und internetgestützte Kommunikationsansätze
- interorganisationale Netzwerke im Bereich BGF und BGM (Formen, Umfang, Effizienz)

Auf der Basis der quantitativen und qualitativen Datenerhebung und der Dokumenten- und Literaturauswertung werden Modelle und Maßnahmen zur Verbesserung der Zusammenarbeit (Vernetzung) erarbeitet

  • zwischen den Akteuren des betrieblichen Arbeitsschutzes und der BGF
  • zwischen betrieblicher Versorgung und kurativ-medizinischer Versorgung in der Region zur Gestaltung eines ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Ergebnisse: Liegen aktuell noch nicht vor.

Diskussion: In den vergleichenden Studien des Commonwealth Fund [2], [3] zeigt sich ein hoher Anteil an Erwachsenen in Deutschland, die Koordinationsprobleme bei ihrer medizinischen Betreuung und Versorgung wahrnehmen. In der Literatur werden auch Defizite im Informationsfluss, im kommunikativen Datenaustausch und in der (engen) Verzahnung und intensivierten Kooperation zwischen Haus- und Betriebsärzten [4] oder zwischen Rehabilitationsmedizinern und Betriebsärzten [5] diskutiert. Die Studie soll einen Beitrag dazu leisten, an der Schnittstelle zwischen Arbeitsschutz, BMF und kurativer Medizin unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungsprofile im Feld von KMU und deren Beschäftigten in ländlichen und strukturschwächeren Regionen die medizinische Versorgung und Betreuung durch neue Versorgungswege und eine intensivere Vernetzung zu verbessern.

Praktische Implikationen: Das Modellprojekt trägt zur Verbesserung der BGF an der Schnittstelle zwischen Arbeitsschutz und kurativer Medizin, insbesondere für KMU in ländlichen und strukturschwächeren Regionen, bei. Bestehende Möglichkeiten zur Prävention und Gesundheitsförderung werden bekannter und vorhandene Strukturen stärker vernetzt.


Literatur

1.
NPK. Bundesrahmenempfehlungen der Nationalen Präventionskonferenz nach § 20d Abs. 3 SGB V. 2016.
2.
Commonwealth Fund. International Health Policy Survey of Sicker Adults in Eleven Countries. November 2011.
3.
Commonwealth Fund. International Health Policy Survey of Adults in Eleven Countries. November 2016.
4.
Moßhammer D, Natanzon I, Manske I, Grutschkowski P, Rieger MA. Die Kooperation zwischen Haus- und Betriebsärzten in Deutschland: Wo befinden sich Defizite und Barrieren?: Eine qualitative Analyse anhand von Fokusgruppeninterviews. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. 2012;106(9): 639–648.
5.
Völter-Mahlknecht S, Rieger M. Patientenversorgung an der Schnittstelle von Rehabilitation und Betriebsärzten. Systematische Literaturübersicht zur Versorgungsgestaltung. Deutsche Medizinische Wochenschrift. 2014;1390:1609–1614.
6.
Bönisch S. Was bringt Vernetzung im Gesundheitswesen. Eine wirkungsorientierte Betrachtung interorganisationaler Netzwerke. Springer VS; 2017.