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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Behandlungspfade und Qualität in der Hüft- und Knieendoprothetik

Meeting Abstract

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  • Serina Nagl - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Germany
  • Udo Schneider - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP007

doi: 10.3205/17dkvf270, urn:nbn:de:0183-17dkvf2702

Published: September 26, 2017

© 2017 Nagl et al.
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Hintergrund: Im OECD-Vergleich nimmt Deutschland eine Spitzenposition in der Endoprothetik ein. Hauptgrund für endoprothetische Eingriffe an Hüfte und/oder Knie ist Arthrose, welche in Deutschland unter den 20 häufigsten Erkrankungen liegt. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 219.325 Totalendoprothesen (TEP) an der Hüfte und 149.125 am Knie vorgenommen. Infolge von begrenzten Standzeiten kommen hierzu noch Austauschoperationen hinzu. Bedingt durch die Altersentwicklung und die Konzentration des Leistungsgeschehens auf ältere Versicherte ist c.p. mit einem deutlichen Zuwachs der Fälle in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu rechnen. Ziel dieser Arbeit ist die Identifikation eines sektorenübergreifenden Behandlungspfades, um quantitative Unterschiede im Versorgungsgeschehen auch auf Basis von Ergebnisindikatoren herauszuarbeiten und dadurch Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität nach Hüft- und Knieoperationen in Deutschland zu ziehen.

Daten und Methodik: Grundlage der Analyse bilden die Routinedaten der Techniker Krankenkasse. Ausgewählt wurden Versicherte, die in den Jahren 2012 und 2013 einen endoprothetischen Eingriff an Hüfte oder Knie in deutschen Krankenhäuser hatten und durchgehend im Zeitraum von 365 Tagen vor und nach dem Eingriff bei der TK versichert waren oder im Jahr nach dem Eingriff verstarben. Die Identifikation der Versicherten erfolgte durch eine stationär dokumentierte Leistung (OPS–Codes 5-820 und 5-822). Neben stationären Daten des Aufenthaltes des endoprothetischen Eingriffs standen auch weitere Informationen aus dem stationären Bereich, aus der vertragsärztlichen Versorgung, zu Arznei- und Heilmittelverordnungen sowie regionale Faktoren zur Verfügung.

Ergebnisse: In die Untersuchung wurden 25.897 Versicherte mit Hüft-OP und 17.488 mit Knie-OP einbezogen. Endoprothetische Eingriffe waren in 96,9 % (Knie) und 83,8 % (Hüfte) der Fälle elektiv. Notfälle machten nur einen geringen Anteil aus, erwiesen sich jedoch als deutlich teurer. 87 % der Patienten hatten im Vorjahr Kontakt zu einem Facharzt. Die mittlere Verweildauer lag bei 12,3 (11,3) Tagen für Hüft- (Knie-) Operationen. Im Falle einer direkten Revision während des Krankenhausaufenthaltes verdoppelte (1,5-facht) sie sich auf 29,1 (18,3) Tage. 93 % (97 %) der Patienten verließen das KH nach spätestens 20 Tagen und 44 % (49 %) der Patienten begannen innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme. In der Versorgung bezogen auf die Ebene des Bundeslandes existieren deutliche regionale Unterschiede. Während in Berlin bezogen auf 100.000 TK-Versicherte 125 Eingriffe an Hüfte und 76 an Knien vorgenommen wurden, lag diese Zahl in Sachsen mit 192 Hüft-TEP und Thüringen mit 150 Knie-TEP deutlich höher.

Fazit: Die Analysen erlaugen einen Einblick in die derzeitige Versorgungssituation von Patienten mit einem endoprothetischen Eingriff an Hüfte oder Knie. Die Ergebnisse deuten auf relevante Unterschiede im Behandlungsverlauf sowie eine ausgeprägte regionale Heterogenität hin. Es bleibt dabei zu klären, inwieweit Alter, Morbidität und Angebotsstrukturen Einfluss auf Behandlungspfade, aber auch auf Qualitätsparameter haben und in wieweit sich die regionalen Unterschiede in der Versorgung der Patienten durch detailliertere Analysen weiter manifestieren.