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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Indikatoren für eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung in Baden-Württemberg: Eine Delphi-Befragung

Meeting Abstract

  • Pamela Wronski - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Anna-Maria Spektor - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Dominik Ose - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP001

doi: 10.3205/17dkvf264, urn:nbn:de:0183-17dkvf2647

Published: September 26, 2017

© 2017 Wronski et al.
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Text

Hintergrund: Gemeinsam haben Bürgerinnen und Bürger, Patientinnen und Patienten mit Akteuren der Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg im Jahr 2014 ein Gesundheitsleitbild erarbeitet, das Orientierung für die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung bieten soll. Unter anderem sollen Strukturen verstärkt sektorenübergreifend vernetzt werden und ihre Gestaltung zunehmend auf regionalen Analysen basieren [1]. Vor diesem Hintergrund initiierte das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg das Modellprojekt Sektorenübergreifende Versorgung. Hierbei soll unter anderem eine Projektdatenbank aufgebaut werden, die Indikatoren zur Beschreibung der Versorgungssituation auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte enthält.

Fragestellung: Welche Indikatoren sind aus Perspektive von Stakeholdern der Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg relevant für eine regionale und sektorenübergreifende Versorgungsplanung?

Methode: Als Studiendesign wurde eine modifizierte Delphi-Befragung bestehend aus einer Runde gewählt, bei der Gesundheitsindikatoren online auf ihre Relevanz hin bewertet wurden. Die zu bewertenden Indikatoren wurden zuvor recherchiert auf der Basis von Projektfragestellungen und eines Frameworks nach dem Vorbild internationaler Beispiele [2], [3]. Teilgenommen haben Experten aus 24 von 54 angefragten Institutionen, die an der Versorgung in Baden-Württemberg beteiligt sind. Die Bewertung der Indikatoren erfolgte mittels einer Likert-Skala von 1 bis 9 (überhaupt nicht relevant bis sehr relevant). Für die Auswertung wurde in Anlehnung an die Vorgehensweise des AQUA-Instituts ein Indikator als relevant definiert, wenn dessen Median im Bereich 6,5 bis 9 lag, fraglich oder nicht relevant, wenn der Median im Bereich 4 bis 6 oder 1 bis unter 4 lag [4].

Ergebnisse: Als Basis für den Bewertungsprozess diente ein im Projektnetzwerk erarbeitetes Framework zur Kategorisierung der zu bewertenden 374 Indikatoren. Insgesamt wurden 212 Indikatoren als relevant bewertet und verbleiben somit im Indikatoren-Set. Durchschnittlich wurde zu einem Indikator von circa 15 Institutionen eine Bewertung abgegeben. Die als relevant eingestuften Indikatoren verteilen sich wie folgt auf die Framework-Dimensionen: Nicht-medizinische Determinanten der Gesundheit (20), Gesundheitszustand (25), Inanspruchnahme des Gesundheitssystems (34), Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems (87) und Versorgungsangebot (46).

Diskussion und praktische Implikationen: Der Einbezug von Experten bei der Auswahl von Indikatoren über das gewählte explizite Verfahren konnte zum gewünschten Ziel – einer Reduktion der recherchierten Indikatoren – beitragen. Schwierigkeiten ergaben sich bei der Vereinbarkeit von Expertenperspektive und weiteren Projektzielen. So wurden von Experten Indikatoren als nicht relevant bewertet, die wiederum für die Beantwortung einzelner Projektfragestellungen benötigt werden. Zudem sind einige der im Set verbliebenen Indikatoren aktuell nicht messbar. Dies liegt zum einen daran, dass derartige Daten nicht regelmäßig bis gar nicht erhoben werden, zum anderen sind in den letzten Jahren zwar vor allem durch die deutschlandweite Gesundheitsberichterstattung Indikatoren zu den Themen nicht-medizinische Determinanten der Gesundheit hinzugekommen, das Stichprobensampling findet hierzu häufig maximal auf Bundeslandebene statt, sodass eine kleinräumige Darstellung der Indikatoren nur eingeschränkt möglich ist.


Literatur

1.
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg. Gesundheitsleitbild Baden-Württemberg [Internet]. 2014 [zitiert am 11.04.2017]. https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-sm/intern/downloads/Downloads_Zukunftsplan_Gesundheit/Gesundheitsleitbild_Broschuere_Web.pdf External link
2.
Arah OA, Westert GP, Hurst J, Klazinga NS. A conceptual framework for the OECD Health Care Quality Indicators Project. Int J Qual Health Care. 2006; 18 Suppl 1:5–13.
3.
Canadian Institute for Health Information. Health Indicators 2013. Ottawa: CIHI; 2013.
4.
AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Allgemeine Methoden im Rahmen der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung im Gesundheitswesen nach §137a SGB V. Version 4.0. Göttingen: AQUA; 2015.