gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Frauen 5.0 – Regionale Versorgung von Frauen über 49 Jahren durch Fachärztinnen und Fachärzte für Gynäkologie und Allgemeinmedizin

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Lorena Dini - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Franziska Prütz - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Anke Saß - Robert Koch-Institut, Berlin, Germany
  • Christoph Heintze - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP204

doi: 10.3205/17dkvf194, urn:nbn:de:0183-17dkvf1944

Published: September 26, 2017

© 2017 Dini et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Der demographische Wandel führt in Deutschland zu einer älter werdenden Bevölkerung. Dabei werden regionale Unterschiede der Bevölkerungsentwicklung prognostiziert. Aufgrund der höheren Lebenserwartung der Frauen wird die ältere Bevölkerung „weiblicher“. In ländlichen Bereichen werden ältere Menschen im Vergleich zur städtischen Bevölkerung doppelt so stark vertreten sein. Im Mittelpunkt des Interesses hinsichtlich der Bedarfsplanung künftiger gynäkologischer Versorgung stehen insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter (18 bis 45 Jahre). Zur fachärztlichen Betreuung der mittelalten und älteren Frauen bestehen derzeit keine aktuellen Überlegungen, obwohl gerade in ländlichen Gebieten Bereichen ein reduzierter Zugang zur gynäkologischen Versorgung abzusehen ist bzw. schon besteht.

Ziel des Projektes ist die Versorgungsanalyse von über 49-jährigen Frauen bei niedergelassenen Fachärzten und Fachärztinnen für Allgemeinmedizin/Hausärzten und Hausärztinnen (HÄ) und niedergelassenen Fachärzten und Fachärztinnen für Gynäkologie und Geburtshilfe (Gyn) zu gynäkologische Beratungsanlässen/Erkrankungen UND die Identifikation von Möglichkeiten der Versorgungsgestaltung in der Umverteilung ärztlicher Tätigkeiten unter den Facharztgruppen („task shifting“).

Fragestellung: Im Rahmen des demographischen Wandels und des reduzierten Zuganges zu Gyn in ländlichen Regionen werden insbesondere über 49-jährige Frauen in ländlichen Regionen vom Mangel an gynäkologischer Versorgung betroffen sein. Fachübergreifende Versorgungsmodelle der Kooperation von Gyn und HÄ können eine Möglichkeit darstellen, der drohenden Unterversorgung zu begegnen.

Methode: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie mit mixed-methods-Ansatz auf der Grundlagen von Sekundär- und Primärdaten: (1) Analyse von Sekundärdaten der bundesweite repräsentative randomisierte Stichprobe von Frauen aus dem Bestand des Robert Koch-Instituts (Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) mit einer (Stichprobengröße: 2.400), (2) Quantitative Befragung von Gyn und HÄ mittels einer repräsentative randomisierte Stichprobe der niedergelassenen HÄ und Gyn der Region Nordost (Stichprobengröße: 2.500), (3) Qualitative leitfadengestützte Telefoninterviews von Patientinnen aus der Region Nordost (Stichprobe: 20) (4) Fokusgruppen mit Leistungserbringer (Stichprobe: 40), (5) Diskussionsrunden mit der Vertretern der ärztlichen Selbstverwaltung (Ärztekammern und Kassenärztliche-Vereinigungen der Region Nordost).

Ergebnisse: Das Projekt startet zum 01.07.2017 und hat eine Laufzeit von 24 Monaten.

Die Ergebnisse beinhalten folgende Aspekte: (1) Beschreibung der aktuellen medizinischen Versorgungssituation mittelalter und älterer Frauen durch HÄ und Gyn in ländlichen Regionen, (2) Identifizierung von Möglichkeiten der Umverteilung ärztlicher Tätigkeiten (task shifting) in den Facharztgruppen bei drohendem Fachärztemangel, (3) Erfassung der Bereitschaft der mittelalten und älteren Frauen zur Teilnahme an einer entsprechenden Modellversorgung, (4) Konzeption eines Modellprojekts zur Versorgungsoptimierung dieser vulnerablen Zielgruppe in ländlichen Gebieten.

Diskussion: Anhand der geplanten Analyse der aktuellen Versorgungssituation können Defizite in der GKV identifiziert und Empfehlungen erarbeitet werden. Die Berücksichtigung einer gerechten Verteilung der vorhandenen Gesundheitsressourcen beinhaltet in diesem Zusammenhang, die Interessen der Gruppen von mittelalten und älteren Frauen bereits prospektiv zu wahren und ihre künftige medizinische Betreuung zu sichern. Die Umwidmung von Tätigkeiten (task shifting) eröffnet durch eine verbesserte Zusammenarbeit der Facharztgruppen neue Perspektiven für die regionale Versorgung.

Praktische Implikationen: Die Umverteilung der Zuordnung von ambulanten Versorgungsleistungen zwischen HÄ und Gyn trägt zu einer Verbesserung von Versorgungsabläufen der ambulant-ambulanten Schnittstelle bei und ermöglicht darüber hinaus, den ambulant-stationären Übergang effektiver zu gestalten. Langfristiges Ziel ist die Übernahme der identifizierten Lösungsansätze in die Regelversorgung.