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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Versorgungsforschung studieren: Erwartungen von Expert/innen, Lehrenden und Studierenden an ein zweijähriges Masterprogramm in Deutschland

Meeting Abstract

  • Charlotte Ullrich - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Cornelia Mahler - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Johanna Forstner - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV112

doi: 10.3205/17dkvf158, urn:nbn:de:0183-17dkvf1583

Published: September 26, 2017

© 2017 Ullrich et al.
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Hintergrund: Erst seit gut zwei Jahrzehnten etablieren sich im deutschsprachigen Kontext vermehrt Studiengänge in den Gesundheitswissenschaften: 2015 gab es 43 Bachelor- und Masterstudiengänge in diesem Bereich, die überwiegende Mehrheit mit einem Fokus auf Epidemiologie, Gesundheitsförderung und Public Health [1]. Zum Wintersemester 2015 wurden nun in Deutschland die ersten beiden Studiengänge mit dezidiertem Versorgungsforschungs-Schwerpunkt eingerichtet. Diese zweijährigen Masterstudiengänge verbinden wissenschaftliche Perspektiven der Medizin, Gesundheits- und Sozialwissenschaften, die im Hinblick auf Fragen der gesundheitlichen Versorgung anwendungsbezogen zusammengeführt werden.

Fragestellung: Welche Erwartungen haben unterschiedliche Stakeholder – Expert/innen, Lehrende und Studierende – an Absolvent/innen eines Master-Studiengang im Bereich der Versorgungsforschung?

Methode: In einem Onlinefragebogen wurden vier Gruppen zu Erwartungen an Kenntnisse und Kompetenzen von Absolvent/innen eines Studiengang im Bereich der Versorgungsforschung befragt: Expert/innen im Feld der deutschen Versorgungsforschung (inklusive möglicher Arbeitgeber), Lehrende eines Studiengangs, Studierende eines Studiengangs sowie interessierte Studierende (angefragt n=169). Hierfür wurde eine Liste von 42 Items aus dem Modulhandbuch eines Studiengangs extrahiert und eine Likert-Skala mit fünf Antwortmöglichkeiten genutzt. Die Daten wurden deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 83 Personen in die Studie eingeschlossen werden (Rücklaufquote: 49%). Die Befragung zeigt eine starke Übereinstimmung zwischen den Gruppen: Ungefähr zwei Drittel der aufgelisteten Kompetenzen (27) wurden von mehr als 80% der Befragten als entscheidend/sehr wichtig eingeschätzt. Hierbei gab es wenige Unterschiede zwischen den Gruppen. Besonders hohe Zustimmung mit über 94% fanden: a) Kenntnisse zentraler Konzepte und Theorien der Versorgungsforschung, b) Fähigkeiten zur Identifikation zentraler Themen der Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft, c) Kenntnisse der Strukturen des deutschen Gesundheitssystems sowie d) Kenntnisse von Outcome-Parametern.

Diskussion: Der untersuchte Masterstudiengang im Bereich der Versorgungsforschung adressiert die von den aktuellen und interessierten Studierenden, Lehrenden und nationalen Expert/innen genannten Erwartungen. Hierbei lassen sich einige Unterschiede feststellen, die jedoch aufgrund der relativ kleinen Sample-Größe vorsichtig zu interpretieren sind. Zu den nicht statistisch signifikanten beobachteten Unterschieden gehören unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich Forschungskompetenzen und akademischem Ethos auf der einen und eher Anwendungsorientierung auf der anderen Seite. Erstere haben für Lehrende hohe Relevanz, wohingegen die meisten Studierenden eher Themen nennen, die direkten praktischen Bezug zur Versorgung aufweisen.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse unserer Befragungen stellen eine Momentaufnahme der Erwartungen unterschiedlicher Stakeholder an Kenntnisse und Kompetenzen, die im Feld der Versorgungsforschung benötigt werden, dar. Diese geben nicht nur für die Weiterentwicklung des untersuchten Studiengangs Anregungen, sondern darüber hinaus auch für die Konzeption von Studien- und Trainingsprogrammen im Bereich der Versorgungsforschung national und international.


Literatur

1.
Hartmann T, Baumgarten K, Dadaczynski K, Stolze N. Gesundheitswissenschaften/Public Health und Gesundheitsförderung in Deutschland. Präv Gesundheitsf. 2015; 10(3):239–246.