gms | German Medical Science

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Wirksamkeit operativer Behandlungen von Patienten mit Kolonkarzinom in zertifizierten Krebszentren. Eine Sekundärdaten-basierte Kohortenstudie

Meeting Abstract

  • Freya Trautmann - Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Germany
  • Christoph Reißfelder - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Germany
  • Jochen Schmitt - Universitätsklinikum Dresden, Dresden, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV027

doi: 10.3205/17dkvf134, urn:nbn:de:0183-17dkvf1345

Published: September 26, 2017

© 2017 Trautmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Eine erfolgreiche chirurgische Behandlung ist ein entscheidender prognostischer Faktor in der Behandlung von Patienten mit Kolonkarzinom. Dabei spielt die Versorgungsqualität der behandelnden Klinik eine wichtige Rolle. Zertifizierungen gelten als Qualitätssiegel für die Umsetzung leitliniengerechter Behandlungsstrategien in der Versorgung von Patienten mit Tumorerkrankungen.

Fragestellung: Die Studie untersucht die Effektivität der Versorgung von Patienten mit chirurgischer Behandlung eines Kolonkarzinoms in Abhängigkeit einer Zertifizierung der behandelten Klinik.

Methode: Datengrundlage bildeten umfangreiche GKV-Routinedaten der sächsischen Versichertenkohorte der AOK PLUS (n > 2 Mio) der Jahre 2005 – 2014. Falldefinitionen basierten auf ICD-10-Kodierungen, abgerechneten Prozeduren (OPS/EBM) sowie Rezeptdaten. Die Studienpopulation bildeten inzidente Fälle mit Kolonkarzinom (ICD-10 C18-C19), welche wegen einer Tumorresektion im Zeitraum von 2008 – 2014 in einem Krankenhaus in Sachsen behandelt wurden. Im Rahmen einer Kohortenstudie wurden Fälle, welche in zertifizierten Zentren (Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft bzw. der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie innerhalb des Beobachtungszeitraumes) behandelt wurden, verglichen mit Fällen, welche in einer nicht zertifizierten Klinik operiert wurden. Hierbei kamen multivariate Überlebenszeitmodelle sowie logistische Regressionsmodelle zur Anwendung. Es wurden die Endpunkte Gesamtüberleben, die 1-, 2-, 3-, 4-, 5 Jahres Überlebensraten, die 30-Tage Mortalität, die erkrankungsspezifische Mortalität, die Rezidiv-Raten, die Komplikationsraten sowie die Nachresektionen zwischen den Gruppen verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 6.186 Patienten mit inzidentem Kolonkarzinom identifiziert (Alter 74,1 ± 11,0 Jahre, 51,1% männlich). Hiervon wurden 2.120 (34,3%) in einem zertifizierten Zentrum behandelt. Nach Adjustierung für relevante Störgrößen (Alter, Geschlecht, Schweregrad, Komorbiditäten, weitere onkologische Erkrankungen, Screeningteilnahme) wurden bei Patienten, welche in einem zertifizierten Zentrum behandelt wurden, signifikant höhere Gesamtüberlebensraten(HR=0,899; 95%CI: 0,830-0,973), höhere erkrankungsspezifische Überlebensraten (HR=0,711; 95%CI: 0,574-0,882) sowie eine geringere 30-Tage-Mortalität (OR=0,827; 95%CI: 0,692-0,988) und eine geringere Nachresektionsrate (OR=0,514; 95%CI: 0,304-0,869) ermittelt. Die rohen 1-, 2-, 3-, 4- und 5-Jahres-Überlebensraten waren signifikant höher als in nicht zertifizierten Zentren, wobei der Effekt nach Adjustierung für relevante Störgrößen nicht mehr nachweisbar war. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in den Rezidiv-Raten und Komplikationsraten zwischen den Gruppen ermittelt.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Prognose von Patienten mit Kolonkarzinom nach operativen Behandlungen in zertifizierten Zentren höher ist als jene in nicht zertifizierten Zentren. Durch Anwendung eines Kontrollgruppendesigns basierend auf einer repräsentativen Studienpopulation mit verfügbaren Daten über einen Zeitraum von 10 Jahren liefert diese Analyse neue und bisher einmalige Erkenntnisse zur Versorgungsqualität in zertifizierten Krebszentren.

Praktische Implikationen: Die Zertifizierung von Krebszentren sollte perspektivisch stärker gefördert und gefordert werden. Patienten sollten bei der Wahl des Leistungserbringers auf ein entsprechendes Qualitätssiegel achten.