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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

HTA als evidenzbasierte Gesundheitsinformation: Der ThemenCheck Medizin am IQWiG

Meeting Abstract

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  • Miriam Luhnen - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Germany
  • Ulrich Siering - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Germany
  • Sarah Thys - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Germany
  • Anja Schwalm - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV099

doi: 10.3205/17dkvf124, urn:nbn:de:0183-17dkvf1247

Published: September 26, 2017

© 2017 Luhnen et al.
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Hintergrund: Im Jahr 2015 ist das ehemals beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) angesiedelte HTA-Berichtserstellungsverfahren in die Verantwortung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) übergegangen. Im Rahmen des sogenannten ThemenCheck Medizin sollen Patienten- und Bürgervertreter in die Themenfindung für HTA-Berichte eingebunden werden. In den mit Hilfe von externen Sachverständigen erstellten HTA-Berichten werden die Ergebnisse neben der wissenschaftlichen Bewertung auch in allgemeinverständlicher Weise dargestellt.

Fragestellung: Dieser Beitrag stellt das Verfahren der Themenfindung unter Patienten- und Bürgerbeteiligung im ThemenCheck Medizin vor. Zudem werden die diesbezüglichen Erfahrungen der ersten Auswahlrunde und zukünftige Herausforderungen dargestellt.

Methode: Seit Juli 2016 können Versicherte und interessierte Einzelpersonen beim IQWiG Themen für HTA-Berichte vorschlagen; ausgenommen davon sind Themen zu Arzneimittelbewertungen.

Die Eingabe der Themenvorschläge erfolgt über die IQWiG-Website https://www.themencheck-medizin.iqwig.de/. Dort werden alle Themenvorschläge veröffentlicht, aus denen sich eine HTA-Fragestellung formulieren lässt. Gegebenenfalls bestehende Unklarheiten werden vom IQWiG im direkten Dialog mit den Vorschlagenden geklärt.

Ein Auswahlbeirat wählt unter allen bis zu einem jährlichen Stichtag eingegangenen Vorschlägen bis zu 15 Themen aus, die für die Erstellung von HTA-Berichten geeignet sind. Der Auswahlbeirat war in der ersten Runde mit Patientenvertretern besetzt und wird ab der kommenden Auswahlrunde durch nach einem Zufallsprinzip ausgewählte Bürgervertreter ergänzt.

Das IQWiG wählt aus den 15 Themen 4 bis 6 Themen aus, zu denen HTA-Berichte erstellt werden.

Ergebnisse: In der ersten Vorschlagsphase von Juli bis Oktober 2016 wurden insgesamt 31 Themenvorschläge eingereicht, von denen 26 in das Priorisierungsverfahren aufgenommen werden konnten. 5 Themen konnten nicht aufgenommen werden, da sie primär auf die Bewertung von Arzneimitteln abzielten oder nicht in eine HTA-Fragstellung umzusetzen waren. Insgesamt erfolgte bei 13 Themenvorschlägen eine telefonische Rücksprache zur Konkretisierung der HTA-Fragestellung. Diese umfassten ein breites Themenspektrum: Jeweils 4 Vorschläge kamen aus den Bereichen Zähne, Kopf und Nerven sowie Krebs. In den Anwendungsgebieten Muskeln, Knochen und Gelenke sowie Psyche und Gemüt wurden je 3 Themen vorgeschlagen. Weitere Fragen betrafen Diagnostik, Herz und Kreislauf, Kinder und Jugendliche (je 2), Haut und Haare sowie Fortpflanzung und Geburt (je 1).

Auf Basis einer Themenaufbereitung durch das IQWiG hat der Auswahlbeirat im Dezember 2016 daraus 15 geeignete Themen für die Erstellung eines HTA-Berichts ausgewählt. Im Februar 2017 erfolgte die Entscheidung des IQWiG über 5 Themen, zu denen HTA-Berichte erstellt werden. Diese werden aus einem von externen Sachverständigen erstellten Basisbericht und einem Herausgeberkommentar des IQWiG bestehen und neben der Nutzenbewertung regelhaft auch ökonomische, ethische, soziale, rechtliche und organisatorische Aspekte der adressierten Technologie berücksichtigen.

Die Integration eines mit Patientenvertretern besetzten Auswahlbeirats in diesem Verfahren erwies sich als zielführend und gewinnbringend. Den zeitlichen Aufwand für die Themenvorbewertung bewerteten die Patientenvertreter mehrheitlich als eher gering. Ihre direkte und transparente Einbeziehung in das Verfahren der Themenpriorisierung erlebten sie darüber hinaus als wertschätzend.

Diskussion: Mit dem im Jahr 2016 erstmals umgesetzten Verfahren konnten Bürger- und Patientenvertreter sowohl in den Prozess der Sammlung von Themenvorschlägen für HTA-Berichte als auch in die Themenpriorisierung erfolgreich eingebunden werden. Voraussetzung dafür waren insbesondere das niedrigschwellige Eingabeformular und die Unterstützung der Vorschlagenden durch das IQWiG bei der Formulierung einer HTA-Fragestellung.

Praktische Implikationen: Für das nächste Auswahlverfahren wird zu prüfen sein, inwieweit möglicherweise bestehende Hürden zur Einbringung eines HTA-Themas weiter reduziert werden können – beispielsweise durch die Möglichkeit, Themenvorschläge auch per Mail oder Brief einzureichen. Eine weitere Herausforderung in Bezug auf die erfolgreiche Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in die Auswahl und Priorisierung von HTA-Themen besteht darin, den Bekanntheitsgrad des ThemenCheck Medizin weiter zu erhöhen.

Ebenso ist zu prüfen, ob die Bürgervertreter, die ab 2017 im Auswahlbeirat vertreten sein werden, für die Auswahl der Themen in diesem Gremium eine zusätzliche fachliche Vorbereitung und Unterstützung durch das IQWiG benötigen.