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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Die screening-relevante Altersgrenze von = 70 Jahren ist entscheidender für die Durchführung einer adjuvanten Therapie als die Tumorbiologie bei Patientinnen mit Mammakarzinom

Meeting Abstract

  • Elisabeth C. Inwald - Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Germany
  • Monika Klinkhammer-Schalke - Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg, Germany
  • Florian Zeman - Zentrum für Klinische Studien, Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Ferdinand Hofstädter - Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Germany
  • Olaf Ortmann - Universität Regensburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Regensburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV141

doi: 10.3205/17dkvf087, urn:nbn:de:0183-17dkvf0873

Published: September 26, 2017

© 2017 Inwald et al.
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Hintergrund und Fragestellung: In Deutschland ist die Altersgrenze von 70 Jahren entscheidend dafür, ob ältere Patientinnen (≥50 Jahre) in das Mammakarzinom-Screeningprogramm eingeschlossen werden oder nicht. Es ist nicht bekannt, ob diese Altersgrenze auch die Entscheidung für die Durchführung einer adjuvanten Therapie und letztendlich das Outcome der Patientinnen beeinflusst.

Methode: Studiengrundlage waren die sektorenübergreifenden und verlaufsbegleitend erhobenen Daten eines bevölkerungsbezogenen klinischen Krebsregisters. Analysiert wurden Daten von 3463 Patientinnen mit einem primären, nicht metastasierten Mammakarzinom im Diagnosezeitraum von 2000 bis 2012. Die Verteilung der tumorbiologischen Subtypen wurde bei Patientinnen, die Zugang zum Screening hatten (ESG, 50-69 Jahre) sowie Patientinnen ≥70 Jahren, die keinen Zugang zum Screening hatten (NESG), untersucht. Analysiert wurden lokale und systemische Therapien bei den verschiedenen Subtypen sowie 7-Jahres-Überlebensraten (7-JÜR).

Ergebnisse: 2171 Patientinnen (62.7%) fielen in die ESG-Gruppe und 1292 Patientinnen (37.3%) in die NESG-Gruppe. Die Verteilung der vier tumorbiologischen Subtypen Luminal A, Luminal B, HER2-like und Basal-like war ähnlich in beiden Gruppen. Die Therapien unterschieden sich deutlich. Patientinnen in der NESG-Gruppe erhielten weniger systemische und lokale Therapien in Form einer Operation oder Radiatio unabhängig vom Subtyp. Patientinnen in der ESG-Gruppe mit Luminal A Subtyp hatten die besten 7-JÜR: 95.6% bei alleiniger endokrinen Therapie (ET) und 93.1% bei Chemotherapie (CHT) plus ET. In der NESG-Gruppe hatten Patientinnen, die eine CHT plus ET erhielten die besten 7-JÜR mit 95.2%, während Patientinnen mit ET eine 7-JÜR von 73.9% hatten.

Diskussion und praktische Implikationen: Trotz gleicher Tumorbiologie werden ältere Patientinnen untertherapiert. Dies zeigte sich sowohl bei den lokalen als auch bei den systemischen Therapien und resultierte in reduzierten Überlebensraten. Es bleibt eine Herausforderung, den potentiellen Nutzen und die Risiken der verschiedenen Therapiestrategien bei älteren Patientinnen gegeneinander abzuwägen. Zukünftige Studien sollten den Fokus auf spezifische geriatrische Assessments legen, damit ältere Patientinnen die für sie optimale Behandlung erhalten können.