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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Entwicklung eines telemedizinischen Versorgungskonzeptes am Beispiel der geriatrischen Gesundheitsversorgung in Oberfranken

Meeting Abstract

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  • Matthias J. Kaiser - Universität Bayreuth, Bayreuth, Germany
  • Caroline Mützel - Universität Bayreuth, Bayreuth, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV017

doi: 10.3205/17dkvf048, urn:nbn:de:0183-17dkvf0484

Published: September 26, 2017

© 2017 Kaiser et al.
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Hintergrund: Hintergrund dieser Forschungsarbeit ist es, generalisierbare Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von regionalen Telemedizinkonzepten zu erarbeiten – hier konkret am Beispiel der geriatrischen Versorgung in Oberfranken. Konzeptgestaltungen dieser Art gewinnen durch den demografischen Wandel sowie die fachdisziplinäre Unterversorgung – vor allem zu Lasten der ländlichen Regionen – zunehmend an Bedeutung. In Verbindung mit dem stetig voranschreitenden technologischen Fortschritt in der IT-gestützten Diagnostik und Therapie, wie auch durch die kontinuierliche Verbesserung und leistungsstärkeren IT-Infrastruktur und dem zunehmenden Bedarf von medizinischer Expertise in ländlichen Regionen, wird zukünftig die Telemedizin eine realistische Versorgungsalternative darstellen. Aufgrund der Diversität und Komplexität existierender Konzepte ist es notwendig, einen Katalog an generellen Erfolgsfaktoren zu Verfügung stellen, welche auf die Individualität spezifischer Konzepte angepasst werden kann und den Protagonisten bei einer erfolgreichen Konzeptumsetzung hilft.

Fragestellung: Lassen sich generelle Erfolgsfaktoren für die Gestaltung, Entwicklung und Adaption von Telemedizinkonzepten identifizieren? Was bedeutet dies für die Konzeptentwicklung der geriatrischen Gesundheitsversorgung in Oberfranken?

Methode: Für die Erarbeitung der Erfolgsfaktoren wurde als Grundlage das Projekt der Europäischen Union MOMENTUM herangezogen. Darauf aufbauend wurden durch eine wissenschaftliche Literaturanalyse weitere Faktoren identifiziert und in einen Erfolgsfaktorenkatalog integriert (vgl. u.a. Terschürenet al 2012; Paul et al. 2016). Zur Validierung und Weiterentwicklung des Erfolgsfaktorenkatalogs wurden auch Konzepte genutzt, die von dem BMWi als Best-Practice für intelligenten Netze ausgezeichnet wurden (u.a. TEMPiS und TIRA). Die auf diese Weise identifizierten Erfolgsfaktoren wurden für das geriatrische Telemedizinkonzept Oberfranken überprüft. Außerdem wurden die identifizierten Faktoren durch das MAST-Modell (Model for Assessment of Telemedicine applications nach Kidholm et al. 2012) zur Bewertung Telemedizinischer Konzepte getestet und der Katalog nochmals erweitert.

Ergebnisse: Die derzeitigen Forschungsergebnisse haben eine Vielzahl von Erfolgsfaktoren für telemedizinische, regionale Versorgungskonzepte hervorgebracht. Diese konnten vier Kategorien zugeordnet werden: Strategiebildung, Organisation, Technologie und rechtlicher Rahmen. Basierend auf diesem Katalog wurden ebenfalls Implikationsempfehlungen für das Telemedizinkonzept Oberfranken erarbeitet. Es konnten in einem ersten Durchlauf insgesamt dreizehn Implikationsempfehlungen getroffen werden – abgestimmt auf ein älteres, existierendes Telemedizinkonzept für Oberfranken im Bereich der Geriatrie. Exemplarisch seien hier genannt: Von Lernerfahrungen bestehender und erfolgreicher Projekten partizipieren; Führungspersönlichkeiten frühzeitig benennen; Technologieunternehmen durch eigenes Investment mit in das Konzept integrieren; Entwicklung von individuellen Soft-, Hardware und Netzwerklösungen unter Berücksichtigung daten- und informationstechnischer Standards. Somit liegen insgesamt fünfzehn Implikationsempfehlungen vor, die je nach Art und Umfang des Telemedizinkonzeptes bei dessen Gestaltung, Entwicklung und Adaption schon bei der theoretischen Erfolgskontrolle vorab nutzbar sind.

Diskussion: Die erzielten Ergebnisse unterliegen einer Vielzahl von Limitationen, die bei jedem Telemedizinkonzept beachtet werden müssen. So müssen z.B. die spezifischen regionalen Bedingungen als auch die fachmedizinischen Anforderungen an das Telemedizinkonzept berücksichtigt werden. Auch Aspekte wie die sich ständig veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen, gesellschaftlicher Wandel, medizinischer Fortschritt aber auch soziokulturelle und ethische Überlegungen beeinflussen diese im Kontext der Telemedizin. Somit sollten diese getroffenen Implikationsempfehlungen tendenziell als Leitfaden für die Implementierung neuer Telemedizinkonzepte auch für andere Versorgungskonzepte genutzt werden. Für Oberfranken wird das nun optimierte telemedizinische Versorgungskonzept zur weiteren Förderung begutachtet und bestenfalls im Verlauf des Jahres umgesetzt.

Praktische Implikationen: Die praktischen Implikationen dieser Arbeit manifestieren sich auf der zunehmenden Relevanz der Telemedizin und der damit einhergehenden, vermehrten Entwicklung von regionalen Telemedizinkonzepten. Die identifizierten und bewerteten Erfolgsfaktoren und daraus resultierenden Implikationsempfehlungen können für andere Telemedizinkonzept zur theoriebasierten Erfolgsprüfung vorab genutzt werden. Die erforschten Implikationsempfehlungen sollen somit einen Beitrag für die weitere Integration der Telemedizin in die Gesundheitsversorgung leisten.