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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

Cost-Effectiveness of Practice Team-Supported Exposure Training for Panic Disorder and Agoraphobia in Primary Care

Meeting Abstract

  • Christian Brettschneider - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Thomas S. Hiller - Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
  • Jürgen Margraf - Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Germany
  • Jochen Gensichen - Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Germany
  • Hans-Helmut König - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV024

doi: 10.3205/17dkvf029, urn:nbn:de:0183-17dkvf0299

Published: September 26, 2017

© 2017 Brettschneider et al.
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Text

Hintergrund: Die Panikstörung ist eine psychische Erkrankung mit einer hohen Prävalenz und tritt häufig mit einer komorbiden Agoraphobie auf. Der Primärversorgung kommt in der Behandlung eine zentrale Rolle zu. Die Behandlung erfolgt meist basierend auf den Prinzipien des Collaborative Care. Collaborative Care ist jedoch durch einen Mangel an psychiatrisch-psychotherapeutischem Fachpersonal in seiner Umsetzbarkeit und somit Effektivität eingeschränkt. Die Effektivität eines praxisteam-unterstützten, selbst gesteuerten, auf den Prinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie basierenden Expositionstrainings für Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie in der Primärversorgung konnte bereits erbracht werden. Im Rahmen dieses Vortrages präsentieren wir die Ergebnisse der Kosteneffektivitätsanalyse.

Fragestellung: Ist in einer Population von Patienten mit Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie ein praxisteam-unterstütztes, selbst gesteuertes, auf den Prinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie basierendes Expositionstraining im Vergleich zur Standardversorgung kosteneffektiv?

Methoden: Bei der vorliegenden Studie handelte es sich um eine cluster-randomisierte, kontrollierte, zweiarmige Interventionsstudie. Eingeschlossen wurden 419 Patienten mit Panikstörung. Eine komorbide Agoraphobie war zugelassen, aber nicht Voraussetzung für den Einschluss. Patienten in der Interventionsgruppe erhielten die oben beschriebene Intervention, Patienten in der Kontrollgruppe die primärärztlich-koordinierte Standardbehandlung. Daten wurden zu Studienbeginn, nach 6 Monaten und 12 Monaten mittels Fragebögen erhoben. Wir erfassten die Interventionskosten, sowie direkte und indirekte Kosten. Die primäre Kosteneffektivitätsanalyse wurde aus der gesellschaftlichen Perspektive basierend auf qualitätsadjustierten Lebensjahren (QALY) durchgeführt. Weitere Analysen unter der ausschließlichen Berücksichtigung von direkten Kosten und/oder angstfreier Tagen (AFT) folgten. Wir berechneten inkrementelle Kosteneffektivitätsrelationen (IKER) und Kosteneffektivitätsakzeptanzkurven (KEAK) basierend auf gemischten Modellen mit gebootstrappten Standardfehlern.

Ergebnisse: 230 Patienten aus 36 Praxen wurden in die Interventionsgruppe und 189 aus 37 Praxen in dieKontrollgruppe eingeschlossen. Patienten in der Interventionsgruppe verursachten geringere Kosten (-€1.017; SE: €1.168; ns) und gewannen mehr QALY (0,034 QALY; SE: 0,015; p < 0,05). Die Intervention dominierte somit die Kontrolle. Die Wahrscheinlichkeit für die Kosteneffektivität der Intervention belief sich bei einer Zahlungsbereitschaft von €50.000/QALY auf 96%. Die Ergebnisse der weiteren Analysen führten unter Berücksichtigung von direkten Kosten und/oder AFT zu vergleichbaren Ergebnissen.

Schlussfolgerung: Das praxisteam-unterstützte, selbst gesteuerte, auf den Prinzipien der Kognitiven Verhaltenstherapie basierende Expositionstraining ist kosteneffektiv. Diese Schlussfolgerung gilt bei der Berücksichtigung von Gesamtkosten, gesamten direkten Kosten und krankheitsspezifischen direkten Kosten sowie bei der Berücksichtigung von QALY und AFT.

Praktische Implikationen: Nach Beleg der Effektivität der Intervention, konnten wir Belege für die Kosteneffektivität der erbringen. Beide Belege zusammengenommen, führen zu der Empfehlung die Intervention in das Leistungsgeschehen des deutschen Gesundheitswesens zu überführen. Panikstörungen sind ein häufig auftretendes Krankheitsbild. Durch langfristige Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz in ambulanter Psychotherapie rückt die Betreuung und Behandlung im hausärztlichen Setting in den Mittelpunkt. Die Intervention gibt den Hausärzten ein Instrument in die Hand, welches sowohl effektiv für den Patienten ist als auch mit dem Wirtschaftlichkeitsgrundsatz der Leistungserbringung vereinbar ist.