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16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

4. - 6. Oktober 2017, Berlin

A comparison of methods for weighting patient-relevant treatment goals in psoriasis

Meeting Abstract

  • Mandy Gutknecht - Institut für Versorgungsforschung i. d. Dermatologie u. bei Pflegeberufen (IVDP), Hamburg, Germany
  • Marion Danner - Universitätsklinikum Köln (AöR), Köln, Germany
  • Marthe-Lisa Schaarschmidt - Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Mannheim, Germany
  • Matthias Augustin - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

16. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV072

doi: 10.3205/17dkvf024, urn:nbn:de:0183-17dkvf0249

Published: September 26, 2017

© 2017 Gutknecht et al.
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Text

Hintergrund: Bei der Behandlung der Psoriasis (Schuppenflechte) gibt es eine Reihe von Therapiezielen, die je nach Patient unterschiedliche Wichtigkeiten aufweisen. Um den Gesamtnutzen einer Therapie aus Patientensicht abzubilden und mit anderen Therapien zu vergleichen, können verschiedene Therapieziele subjektiv gewichtet und aggregiert werden. Der Patient Benefit Index (PBI), ein Fragebogen zur Ermittlung des patientenberichteten Therapienutzens, bezieht in die Erhebung eine Gewichtung von Therapiezielen mittels Likert-Skala von 0 („gar nicht wichtig“) bis 4 („sehr wichtig“) ein. Dadurch erhält man jedoch keine Aussage über die relativen Wichtigkeiten von Therapiezielen, d.h. wieviel wichtiger ein Ziel im direkten Vergleich gegenüber einem anderen Ziel ist. Um diese Lücke zu schließen, wurden zwei Verfahren der multikriteriellen Entscheidungsfindung im Vergleich zur Bewertung über eine Likert-Skala getestet: der Analytische Hierarchieprozess (AHP) und ein Discrete Choice Experiment (DCE).

Fragestellung: Wie unterscheiden sich die jeweils ermittelten Gewichte der drei angewendeten Methoden (AHP, DCE und Likert-Skala des PBI) für die Therapieziele bei Patienten mit Psoriasis?

Methode: Die fünf Dimensionen des PBI (übergeordnete Therapieziele des PBI) wurden in ein AHP-Verfahren und in ein DCE überführt. Für den Methodenvergleich wurden Patienten ≥ 18 Jahre, die eine neue anti-psoriatische Therapie beginnen, eingeschlossen. Diese füllten alle drei Bewertungsbögen (Likert-Skala des PBI versus AHP und DCE) im Querschnitt aus. Die Gewichte, die aus dem Einsatz der unterschiedlichen Methoden resultierten, summierten sich jeweils auf 1.

Ergebnisse: N=124 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien (Durchschnittsalter von 44,5 Jahren; 60,5% männlich). Der Vergleich der Gewichte, die aus dem Einsatz der unterschiedlichen Methoden (AHP, DCE und Likert-Skala) resultierten, zeigte, dass unabhängig der Methodik das wichtigste Therapieziel der Patienten die „Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit“ (darunter schmerzfrei zu sein und keinen Juckreiz mehr zu haben) war (AHP: 0,36; DCE: 0,31; PBI: 0,25). Zusammen mit den übergeordneten Therapiezielen „Verbesserung der sozialen Funktionsfähigkeit“ (d.h. zum Beispiel sich mehr zeigen zu mögen und ein normales Berufsleben führen zu können; AHP: 0,17; DCE: 0,17; PBI: 0,22) und „Verbesserung des seelischen Wohlbefindens“ (hierzu zählt z. B. weniger niedergeschlagen zu sein; AHP: 0,18; DCE: 0,21; PBI: 0,21) wurde mit diesem Therapieziel unabhängig der Methodik mehr als zwei Drittel aller Gewichtungen ausgemacht. Im Vergleich dazu waren den Patienten die Therapieziele „Verringerung der Beeinträchtigungen durch die Therapie“ (z. B. weniger Zeitaufwand und weniger eigene Behandlungskosten; AHP: 0,15; DCE: 0,16; PBI: 0,16) und „Stärkung des Vertrauens in die Therapie und in eine mögliche Heilung“ (AHP: 0,14; DCE: 0,16; PBI: 0,16) am wenigsten wichtig. Obwohl auf der einen Seite ähnliche Rangfolgen und teils übereinstimmende Gewichtungen beobachtet werden konnten, waren auf der anderen Seite signifikante Unterschiede zwischen den Ergebnissen zu verzeichnen. Auch bezüglich der Praktikabilität zeigten sich signifikante Unterschiede. Die Likert-Skala des PBI wurde am besten bewertet.

Diskussion: Obwohl die Durchführung der Verfahren AHP und DCE jeweils vorsieht, dass sich Kriterien, die gewichtet werden sollen, weitestgehend nicht überschneiden dürfen, musste eine Überschneidung der Therapieziele in diesem Methodenvergleich in Kauf genommen werden. Während der Vorteil der Likert-Skala des PBI darin besteht, dass Therapieziele unabhängig voneinander bewertet werden können, kann damit nicht dargestellt werden, bei welchen Therapiezielen der Patient Abstriche machen würde, um bestimmte Ziele erreichen zu können.

Praktische Implikationen: Für alle Methoden lässt sich schlussfolgern, dass Therapieziele für Patienten mit Psoriasis von unterschiedlicher Bedeutung sind. Um einer Behandlung einen Nutzen zuweisen zu können, sollten individuelle Wichtigkeiten berücksichtigt werden. Je nachdem welche Methodik zum Einsatz kommt, ergeben sich jedoch unterschiedliche Gewichtungen für die übergeordneten Therapieziele. Die Frage ist, wie sich die unterschiedlichen Gewichtungen auf spezifische Fragestellungen auswirken. Dies sollte berücksichtigt werden und entsprechend der Studien-Fragestellung das geeignetste Gewichtungsverfahren Anwendung finden.