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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Zeitbedarf und Kosten für die Umsetzung eines Medikamentenreviews – eine deskriptive Auswertung von Erhebungsdaten aus dem ambulanten Versorgungssektor

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Thomas Fiß - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Bonn/Greifswald, Deutschland
  • author Marion Schaefer - Institut für klinische Pharmakologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • author Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf251

doi: 10.3205/11dkvf251, urn:nbn:de:0183-11dkvf2511

Published: October 12, 2011

© 2011 Fiß et al.
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Einleitung: Mithilfe eines Medikationsreviews können Arzneimittel-bezogene Probleme (ABP) leichter identifiziert und in einem kollaborativen Netzwerk gelöst werden. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, welche Kosten mit der Durchführung eines Medikationsreviews verbunden sind.

Ziel: Berechnung des Zeitbedarfs und Kostenschätzung für die Durchführung eines Medikationsreviews in der Häuslichkeit des Patienten im Rahmen der AGnES-Studien (Arzt-entlastende Gemeinde-nahe E-health-gestützte systemische Intervention).

Methoden: AGnES-Fachkräfte führten ein IT-gestütztes, systematisches Medikationsreview zur Erfassung und Lösung ausgewählter ABP bei Hausbesuchspatienten durch. Die lokale Apotheke und der Hausarzt waren Teil eines kooperativen Netzwerkes und die Erfassungszeit wurde automatisch durch eine MySQL-Datenbank erfasst. Die benötigte Auswertungszeit von Apotheker und Hausarzt wurde im Selbstbericht erhoben. Der Studienzeitraum erstreckte sich von 06/2006–12/2008. Für die Modellierung der Kosten wurden die durchschnittlichen Jahresbrutto-Löhne von 2008 verwendet.

Ergebnisse: Daten von 471 Patienten (w: 339; m: 132) wurden ausgewertet (Medianes Alter w=81; m=78). Im Median wurden für jeden Patienten 6 Behandlungsdiagnosen und 7 Medikamente in der Häuslichkeit erfasst. Das allgemeine Interview zu ABP dauerte im Median 6 Min., die Medikamentenerfassung 14,4 Min. Hinzu kamen 5 Min. für den Dokumentationsaufwand der AGnES-Fachkraft. Die Auswertung des Apothekers (u. a. Interaktionscheck mithilfe der ABDA-Datenbank und pharmazeutische Bewertung) dauerte 15 Min. und die des Arztes 8 Min. (Median). Für eine Datenerfassung durch die AGnES-Fachkraft (9,12 €) und Bewertung durch einen Apotheker (11,05 €) und Arzt (6,30 €) entstünden somit pro individuellem Medikationsreview mediane Gesamtkosten in Höhe von 26,47 €.

Schlussfolgerung: Mit dem Auftreten von ABP und deren Folgen sind hohe Kosten verbunden. Erstmals wurden objektive Daten zur Dauer und Kosten eines Medikationsreviews durch speziell qualifiziertes Praxispersonal in der Häuslichkeit präsentiert. Angesichts der erheblichen durch ABP verursachten Kosten ermöglicht die flächendeckende Implementierung von systematischen Medikationsreviews bei Risikogruppen relevante Ressourceneinsparungen.