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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Lebensqualität nach bariatrischer OP bei Patienten mit Adipositas per magna (BMI>35)

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Thomas Kuechler - RZLQ, UK S-H, Kiel, Deutschland
  • Markus Ahrens - Chirurgie, UK S-H, Kiel, Deutschland
  • Thomas Becker - Chirurgie, UK S-H, Kiel, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf146

doi: 10.3205/11dkvf146, urn:nbn:de:0183-11dkvf1464

Published: October 12, 2011

© 2011 Kuechler et al.
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Hintergrund: Adipositas per magna oder Übergewicht ab einem BMI>35 stellt nicht nur für die betroffenen Patienten, sondern zunehmend auch für die Gesellschaft (u.a. Krankenkassen) ein schwerwiegendes Problem dar. Bei diesen Patienten stellt unter beschreibbaren Voraussetzungen die bariatrische Chirurgie in der Techniken "Magen-Bypass" oder "Schlauchmagen" die letzte Möglichkeit dar, das lebensbedrohliche Übergewicht und damit auch seine sekundären Symptome orthopädischer, kardiologischer und pulmonaler Art zu stoppen.

Material und Methoden: Im Adipositas-Zentrum Kiel wird im Rahmen eines "comprehensive programs", d.h. unter Mitarbeit von Chirurgen, Internisten/Kardiologen, Physiotherapeuten und Psychologen dieser Weg beschritten und wissenschaftlich begleitet. Als primäres Outcome fungiert in dieser Studie neben der objektivierbaren Gewichtsreduktion die subjektive Lebensqualität, gemessen mit dem EORTC QLQ C30 + Adipositasmodul und erhoben prä- und direkt postoperativ sowie in der Folge nach 1, 3, 6, 12 und 24 Monaten.

Ein besonderer Schwerpunkt stellt die präoperative psychologische Indikationsdiagnostik dar, da in Vorstudien ein erhebliches Ausmass an frühen Störungen, in mehr als 1/3 aller Fälle durch (frühkindlichen) sexuellen Missbrauch oder familiäre Gewalt bedingt, diagnostiziert wurde.

Ergebnisse: Die vorläufigen Ergenisse der Studie zeigen, dass über 90% der behandelten Patienten im ersten postoperativen Jahr von diesem interdisziplinären Behandlungskonzept profitieren. Dies zeigt sich zum Einem in z.T. dramatischer Gewichtsreduktion, entsprechend zunehmender Beweglichkeit, weniger Diabetes, weniger Schmerzen u. a. m., zum Anderen aber auch in einer ebenfalls dramatisch zu nennenden Weise in einigen Bereichen (Domänen) der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (Verbesserung bis zu 50 Punkten z.B. im Bereich "Dispneu) (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).

Es ist aber auch darauf hinzuweisen, dass ein solch physiologisch und vor allem psychologisch "einschneidender" Eingriff die Gefahr von (temporären) psychischen Problemen bis hin zu psychopathologischen Episoden führen kann: drei der bisherigen >150 chirurgisch behandelten Patienten mußten kurzzeitig psychiatrisch behandelt werden, ca. 1/4 der Patienten benötigte psychotherapeutische Unterstützung.

Schlussfolgerung: Bariatrische Chirurgie stellt für Patienten/Innen mit massivem Übergewicht (BMI>35) oftmals die letzte Möglichkeit zur Reduktion ihrer häufig absehbar lebensbedrohlichen Adipositas dar. Mit Hilfe eines interdisziplinären Gesamtbehandlungskonzeptes lassen sich hier bessere Ergebnisse als bei den üblichen konservativen Massnahmen erzielen. Bedeutsam für sowohl die präoperative Indikationsstellung als auch für die postoperative Begleitung ist die Evaluation der psychischen Anteile an der Genese der dem massiven Übergewicht zugrundeliegenden Essstörung.