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10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung, 18. GAA-Jahrestagung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.
Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e. V.

20.-22.10.2011, Köln

Kosten und Kosteneffektivität einer polypharmazeutischen psychopharmakologischen Behandlung von Patienten mit schizophrenen und schizoaffektiven Störungen in der psychiatrischen Regelversorgung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Reinhold Kilian - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
  • author Tilman Steinert - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie I, Ravensburg, Deutschland
  • author Prisca Weiser - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
  • author Wiltrud Bayer - Bezirksklinikum Regensburg, Abteilung für forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Regensburg, Deutschland
  • author Susanne Jaeger - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie I, Ravensburg, Deutschland
  • author Carmen Pfiffner - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie I, Ravensburg, Deutschland
  • author Karel Frasch - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland
  • author Gerd W. Eschweiler - Universität Tübingen, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Thomas Messer - Danuvius Klinik, Pfaffenhofen, Deutschland
  • author Daniela Croissant - Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg, Zwiefalten, Deutschland
  • author Gerhard Längle - Universtität Tübingen, Zwiefalten, Deutschland
  • author Thomas Becker - Universität Ulm, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie II, Günzburg, Deutschland

10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung. 18. GAA-Jahrestagung. Köln, 20.-22.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dkvf140

doi: 10.3205/11dkvf140, urn:nbn:de:0183-11dkvf1403

Published: October 12, 2011

© 2011 Kilian et al.
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Text

Hintergrund: Obwohl die Leitlinien für die Schizophreniebehandlung eine antipsychotische Monotherapie empfehlen, ist die gleichzeitige Behandlung mit verschiedenen psychopharmakologischen Wirkstoffen in der Regelversorgung weit verbreitet. Im Rahmen der vorliegenden Studie werden die gesundheitsökonomischen Effekte einer derartigen polypharmazeutischen Behandlungspraxis untersucht.

Material und Methoden: Im Rahmen einer nicht-randomisierten prospektiven Längsschnittstudie wurden 374 Patienten mit schizophrenen oder schizoaffektiven Erkrankungen zu fünf messzeitpunkten im Abstand von jeweils sechs Monaten untersucht. Die Rekrutierung der Patienten erfolge jeweils bei Entlassung aus einer stationären Behandlung in 9 psychiatrischen Kliniken in Süddeutschland. Die Erfassung der klinischen Merkmale, der subjektiven Lebensqualität und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleitungen einschließlich der verordneten Medikamente erfolgte mit standardisierten Messverfahren durch trainierte Interviewer. Die Datenanalyse erfolgte mit random-effects Regressionsmodellen für Längsschnittdaten unter Verwendung robuster Varianzschätzer zur Berücksichtigung der Verteilungsschiefe der Kostendaten. Zur Korrektur des Selektionsbias wurde eine Propensityscoreadjustierung durchgeführt.

Ergebnisse: Zu Studienbeginn erhielten 21% (77) der Patienten eine antipsychotische Monotherapie während 79% (297) der Studienteilnehmer mit mehr als einem psychopharmakologischen Medikament behandelt wurden. 20% (74) der Patienten erhielten zwei oder mehr antipsychotische Substanzen, 16,3% (61) der Studienteilnehmer erhielten Antipsychotika kombiniert mit Antidepressiva, 16% (60) erhielten Antipsychotika zusammen mit einem Tranquilizer (Benzodiazepin), bei 11,5% (59) der Patienten wurden Antipsychotika mit Medikamenten zur Stimmungsstabilisierung (Antiepileptika) kombiniert und 15,8% (59) der Patienten wurden mit Medikamenten aus drei oder mehr unterschiedlichen psychopharmakologischen Substanzklassen gleichzeitig behandelt. Für alle Formen der psychopharmakologischen Polypharmazie, mit Ausnahme der Kombination von Antipsychotika und Stimmungsstabilisierern zeigten sich im Vergleich zu einer antipsychotischen Monotherapie höhere direkte Gesamtkosten. Gleichzeitig zeigten mit Ausnahme der Kombinationen von Antipsychotika und Tranquilizern oder Antipsychotika und Stimmungsstabilisierern alle übrigen

Schlussfolgerung: Eine polypharmazeutische psychopahrmakologische Behandlung verursacht im Vergleich zu einer antipsychotischen Monotherapie bei geringerer oder gleicher Wirksamkeit höhere Behandlungskosten und sollte deshalb nur nach sorgfältiger Abwägung der Notwendigkeit und des zu erwartenden Nutzens angewendet werden.