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7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung

16. - 18.10.2008, Köln

Früh einsetzende Psychotherapie schwerverletzter Unfallopfer – Lessons learned

Meeting Abstract

  • Alexandra Schneider - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
  • Tanja Tecic - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
  • Astrid Althaus - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
  • Sonja Thüm - Universität Köln, Medizinsoziologie, Zentrum für Versorgungsforschung, Köln
  • Simone Steinhausen - Universität Köln, Medizinsoziologie, Zentrum für Versorgungsforschung, Köln
  • Christian Janßen - Universität Köln, Medizinsoziologie, Zentrum für Versorgungsforschung, Köln
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
  • Holger Pfaff - Universität Köln, Medizinsoziologie, Zentrum für Versorgungsforschung, Köln
  • Edmund Neugebauer - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln

7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung. Köln, 16.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocD3.85

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dkvf2008/08dkvf072.shtml

Published: October 6, 2008

© 2008 Schneider et al.
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Das Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM) der Universität Witten/ Herdecke führte von 1996 bis 2007 zwei aufeinander aufbauende prospektive, kontrollierte und randomisierte Studien zum Thema Psychotherapeutische Frühintervention bei schwerverletzten Patienten durch.

Studie 1 (1996–2001) „Effekt frühzeitiger psychotherapeutischer Interventionen bei schwerverletzten Patienten auf Parameter der Lebensqualität und der beruflichen Rehabilitation. Ziel: Prüfung, ob die Lebensqualität schwerverletzter Patienten mit Hilfe von frühzeitigen kognitiv-behavioral orientierten psychotherapeutischen Interventionen verbessert werden kann. Methode: Patienten: stationäre Unfallpatienten, mindestens zwei schwere Verletzungen (Gesamtschweregrad AIS =6, 18-70 J., geistig orientiert, keine psychische Vorerkrankung, kein schweres Schädelhirntrauma. Psychotherapiegruppe n=45; Kontrolle n=47 ; Messzeitpunkte (psychologische Diagnostik): Aufnahme auf Normalstation, Entlassung, 6-, 12-, 24-Monats-Follow-up. Psychotherapie: Stationär; im Durchschnitt 8 Interventionseinheiten. Ergebnis: bei depressiven Symptomen signifikante Verbesserungen zum 6- und 12 MFU in der Therapiegruppe. Bei der Kontrollgruppe: keine signifikanten Veränderungen. Bei Angstsymptomen: Signifikante Verbesserungen in der Psychotherapiegruppe zur Entlassung. Dieser Effekt war zu den Follow-up-Zeitpunkten nicht mehr nachweisbar. Lessons learned: Effekte nicht stabil, fehlender Transfer des in der Therapie Gelernten in den Alltag.

Studie 2 (2001–2007): Effekt langfristiger psychotherapeutischer Interventionen bei schwerverletzten Patienten auf Parameter der Lebensqualität und der Rehabilitation. Ziel: Prüfung, ob sich die Effekte frühzeitiger Psychotherapie in den Alltag übertragen /stabiliseren oder sogar verbessern lassen, wenn man den Patienten im Anschluss an die Rehaphase weitere Psychotherapie anbietet. Methode: Patienten wie bei Studie 1; Ausnahme: AIS in der Summe =5, 18-65 J., Kurzzeitpsychotherapiegruppe (nur stationäre Therapie) n=45, Langzeitgruppe (erneute Therapie nach Abschluss der Rehabilitationsphase: n=44, Messzeitpunkte: Normalstation, Entlassung, 6-,12-,18-MFU. Psycho-therapie: Stationär: 8 Einheiten (maximal), nach Rehabilitation: 6 Einheiten. Ergebnis: Es zeigen sich hypothesenkonforme Trends nur bei in der Diagnostik auffälligen Patienten, wir konnten aber keine signifikanten Unterschiede zwischen Kurzzeit- und Langzeitgruppe nachweisen.

Lessons learned für weitere Studien: Durchführung symptomspezifischer, frühzeitiger, langfristiger Psychotherapie (bis 20 Sitzungen), nur für auf Normalstation diagnostisch auffällige (Risiko-)Patienten.