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7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung

16. - 18.10.2008, Köln

Bedeutung "head-to-head"-Studien

Meeting Abstract

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  • Walter Lehmacher - Uniklinik Köln, Inst. f. Med. Statistik, Informatik u. Epidemiologie, Köln

7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung. Köln, 16.-18.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocC3.22

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Published: October 6, 2008

© 2008 Lehmacher.
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Es soll dargestellt werden, dass direkte Vergleichsstudien („Head-to-Head“-Studien) einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungsforschung liefern können.

Bei zulassungsrelevanten klinischen Studien werden neue Verfahren oft gegen Placebo oder einen aktuellen Standard getestet. Nach der Zulassung besteht aus Sicht der optimalen Versorgung der Patienten die Notwendigkeit, aus mehreren zugelassenen Medikamenten das beste auszuwählen. Es fehlen aber oft direkte Vergleiche zwischen diesen zugelassenen Alternativen. Die Pharmaindustrie hat nur ein beschränktes Interesse, solche direkten Vergleiche durchzuführen. Nach Ablauf der Patente wird von der Industrie oft nicht mehr geforscht.

Ein aktuelles Beispiel zeigt die Relevanz solcher Studien: Nach schlecht durchgeführten Beobachtungsstudien zu Trasylol zeigte die kanadische BART-Studie (2008), dass der Nutzen von Trasylol im Vergleich zu anderen Präparaten geringer war. Das Präparat wurde daraufhin vom Markt genommen; die deutschen Krankenkassen sparen jetzt pro Jahr mehr, als die Studie gekostet hat. In der Onkologie werden bereits seit längerem so genannte Therapieoptimierungsstudien erfolgreich durchgeführt werden. Die Kompetenznetze und die Zentren für klinische Studien bieten nun ein breites Netzwerk an (KKS-Netz), das solche Studien auch in anderen Indikationen durchführen kann.

Head-to-Head-Studien besitzen nicht die Nachteile von Beobachtungsstudien und sind für einige Fragestellungen der Versorgungsforschung höchst relevant. Hier besteht ein Forschungsvakuum, das von der Industrie nicht gefüllt werden kann. Während die Infrastrukturen zur Durchführung solcher Studien in Deutschland vorhanden sind, fehlen die öffentlichen Geldquellen. Die benötigten Studiengelder sind zwar sehr hoch, aber ein Anteil von etwa 1% (Sawicki 2008) der Kassenbeiträge für eine derartige Forschung würde die Qualität der Versorgung erheblich verbessern und gleichzeitig langfristig wesentlich höhere Ausgaben einsparen.


Literatur

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