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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Tumordebulking einer monströsen Bronchialkarzinom-Metastase im Musculus psoas bei ischialgieformer Schmerzsymptomatik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Darius Thiesen - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Oliver Jakobs - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Martin Stangenberg - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Katharina Gattermeier - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Benjamin Schoof - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinik Hamburg Eppendorf, Hamburg, Germany
  • Marc Dreimann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO24-142

doi: 10.3205/17dkou795, urn:nbn:de:0183-17dkou7950

Published: October 23, 2017

© 2017 Thiesen et al.
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Text

Fragestellung: In der Behandlung des metastasierten Bronchialkarzinoms spielt die chirurgische Therapie eine eher untergeordnete Rolle. In diesem onkologisch-palliativen Setting steht zumeist die Best-Supportive-Care (BSC) im Vordergrund. Das Bronchialkarzinom stellt nach wie vor die zweithäufigste Tumorerkrankung von Männern dar, es verstarben ca. 44.500 Menschen in Deutschland im Jahre 2012. Typische Metastasierungswege sind die kontralaterale Lunge, Leber, Nebenniere und das Stammskelett. Die Metastasierung in einen einzelnen Muskel ist sehr selten und in der Literatur bisher einmalig beschrieben. Eine suffiziente Schmerztherapie ist elementarer Bestandteil der BSC, sodass bei neuropathischen Schmerzen das chirurgische Debulking eine sinnvolle Therapieoption darstellen kann.

Methodik: Wir berichten über einen 66-jährigen Patienten mit metastasiertem gering differenzierten Plattenepithelkarzinom des rechten Oberlappens, der sich mit massiven ischialgieformen Schmerzen des linken Ober- und Unterschenkels in unserer Notaufnahme vorstellte. Nach CT-graphischer Diagnostik fiel eine 10x7x7cm messende Raumforderung des linken M. psoas im Retroperitoneum auf Höhe LWK 1-4 auf. Im Vergleich mit Voraufnahmen kam es zu diesem Wachstum innerhalb von 4 Monaten. Die Schmerzen imponierten seit zwei Wochen, eine medikamentöse Therapie nach dem WHO Schema Stufe 3 mit Coanalgetika zeigte eine unzureichende Wirkung. Bildmorphologisch lag keine spinale Komponente vor, sodass als Ursache die Irritation des Plexus lumbalis im M. psoas angenommen wurde. Es lagen keine motorischen Defizite vor, schmerzbedingt waren vereinzelte Schritte möglich, der NRS Score lag in Ruhe bei 7/10, bei Mobilisation bei 9/10. Nach ausführlicher Aufklärung und Risikoabwägung aufgrund der eingeschränkten Lebenserwartung entschlossen wir uns im Konsens mit dem Patienten zu einem Tumordebulking zur Schmerztherapie. Dieses erfolgte mittels retroperitonealen Zugang in Seitenlage und stumpfer Auslösung der Metastase unter Schonung der Nervenwurzeln. Intraoperativ imponierte ein knotig teils bekapselter Tumor mit muzinösen Anteilen. Postoperativ war der Patient umgehend schmerzfrei, es lagen keine Ischialgien mehr vor. Der Schmerz wurde in Ruhe mit NRS 1/10, bei Mobilisation mit 3/10 beschrieben. Die Mobilität steigerte sich bis auf Stationsebene. Nach abgeschlossener Wundheilung wurde der Patient durch die Kollegen der Onkologie zur palliativen Chemotherapie übernommen. In einer klinischen Nachuntersuchung 1 Monat postoperativ zeigte sich der Patient in reduziertem Allgemeinzustand auf unserer Palliativstation, jedoch ohne Beinschmerz.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In speziellen Situationen bietet die chirurgische Resektion bei palliativen Tumorleiden einen guten Ansatz zur lokalen Schmerztherapie. Insbesondere bei neuropathischen Schmerzen ist sie der pharmakologischen Therapie zum Teil überlegen. Eminent wichtig ist eine differenzierte Aufklärung des Patienten unter Berücksichtigung der limitierten Lebenserwartung und des zu erwartenden Benefits.