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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Wundbotulismus nach intravenösem Drogenabusus

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tim Ramczykowski - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Martin Hoffmann - BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Ruhr-Universität Bochum, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Uwe Hamsen - BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany
  • Thomas A. Schildhauer - Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinik Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO23-876

doi: 10.3205/17dkou778, urn:nbn:de:0183-17dkou7786

Published: October 23, 2017

© 2017 Ramczykowski et al.
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Text

Fragestellung: Der Wundbotulismus ist eine in Industrienationen seltene Form des Botulismus. In Deutschland werden jährlich zirka 10 Botulismusfälle gemeldet, wobei es sich hauptsächlich um den Lebensmittelbotulismus handelt. Der Wundbotulismus ist eine Rarität und wird durch die Kontamination von Wunden mit Clostridium botulinum Sporen ausgelöst, dessen Toxine nach einer Inkubationszeit von 4-14 Tagen zentrale neurologische Symptome bis zum Tode verursachen können.

Methodik: Ein 31 jähriger Patient stellte sich mit seit drei Tagen bestehenden Doppelbildern, zunehmender Dysarthrie und Dysphagie in der Notfallaufnahme unserer Klinik vor. Er gab an sich vor 2 Wochen zuletzt Heroin in die linke Leiste injiziert zu haben. In der Untersuchung zeigte sich eine deutliche Dysarthrie, Mundtrockenheit, Ptosis beidseits und rechtsbetonte Parese der Augenmuskulatur mit Doppelbildern. Des Weiteren wurde in der linken Leiste ein Abszess gefunden. Zeitgleich wurde bei einem drogenabhängigen Patienten in einer benachbarten Klinik ein Wundbotulismus diagnostiziert, nachdem eine intubationspflichtige Zunahme der neurologischen Symptomatik auftrat, die trotz eingehender Diagnostik nicht zu erklären war. Die Diagnose erfolgte hier deutlich verzögert nach Ausschluss aller weiterer Ursachen. Da dieser eindrucksvolle Fall dem behandelnden Arzt in unserer Klinik bekannt war erfolgte nach neurologischer Diagnostik mit Ausschluss einer zentralen Ischiämie die primäre Therapie als Wundbotulismus. Es erfolgte die umgehende chirurgische Abszessentlastung, die Verabreichung von Botulinum Antitoxin, sowie eine hochdosierte Antibiose mit Penicillin-G. Mikrobiologisch konnten Clostridium botulinum Spezies aus dem Abszess angezüchtet werden, welches die Diagnose bestätigte. Die Symptome des Patienten besserten sich rapide, so dass dieser nach 8 Tagen Krankenhausaufenthalt mit blanden Wunden und ohne neurologisches Defizit die Klinik verlassen konnte.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Wundbotulismus ist eine absolute Rarität. Die Behandlung besteht aus einem chirurgischen Debridement der Eintrittspforte, verbunden mit einer Antitoxingabe und hochdosierter Antibiose mit Penicillin. In der Literaturrecherche wurde neben den beiden genannten Fällen ein weiterer Fall von Wundbotulismus nach intravenösen Drogenabusus in Deutschland gefunden. Weltweit gibt es zirka 25 dokumentierte Wundbotulismusfälle nach drogen-assozierten oder therapeutischen Injektionen. Ätiologisch ist in unserem Fall verunreinigtes Heroin oder Spritzbesteck als Erregerquelle anzunehmen. Die Prognose ist bei rechtzeitiger adäquater Therapie gut. Die Diagnosestellung ist aufgrund der Seltenheit der Erkrankung jedoch schwierig und wurde in unserem Fall durch den Zufall begünstigt.