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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Einfluss des Sturzmechanismus auf das Verletzungsmuster im professionellen Motorradsport – eine retrospektive Studie mit über 700 Unfällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Holger Keil - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Manuel Lingner - Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus, Speyer, Germany
  • Thomas Kammermayer - DRK OV Fußgönheim Maxdorf Birkenheide e.V., Fußgönheim, Germany
  • Detlev Reimers - DMSB - Deutscher Motor Sport Bund e.V., Frankfurt, Germany
  • Matthias Münzberg - BG Unfallklinik Ludwigshafen, CiRN – Centrum für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin, Ludwigshafen, Germany
  • Jochen Franke - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Paul A. Grützner - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany
  • Michael Kreinest - BG Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO18-1113

doi: 10.3205/17dkou717, urn:nbn:de:0183-17dkou7172

Published: October 23, 2017

© 2017 Keil et al.
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Text

Fragestellung: Verkehrsunfälle sind weiterhin eine häufige Ursache für Todesfälle und schwere Verletzungen und sind ursächlich für ca. ein Drittel der über einen Schockraum aufgenommenen Patienten. Aufgrund der häufig vorliegenden schweren Verletzungen ist die Indikation zu ausgedehnter CT-Diagnostik großzügig zu stellen, um diese nicht zu übersehen.

Im professionellen Rennsport, insbesondere bei Motorradrennen, kommt es regelmäßig zu Unfällen, die die Kriterien für eine Schockraum-Aufnahme und ausgedehnte Diagnostik erfüllen. Im Gegensatz hierzu zeigen die Fahrer häufig keine oder vergleichsweise leichte Verletzungen, so dass die Frage zur Notwendigkeit weiterer Diagnostik häufig schwierig zu beurteilen ist.

In dieser retrospektiven Studie wurden die Stürze aus der IDM*Superbike Rennserie mit dem Ziel analysiert, anhand des Sturzmechanismus auf die zu erwartenden Verletzungen und insbesondere die Häufigkeit potentiell vital bedrohlicher Verletzungen schließen zu können.

Methodik: Alle Rennen der IDM*Superbike Rennserie der Jahre 2007-2013 wurden durch ein ärztlich besetztes Team an der Strecke begleitet, die jeden verunfallten Fahrer untersuchten. Es wurden Unfallmechanismus (Lowsider, Highsider, Kollision und sonstiger Sturz), klinische Befunde und eine Verdachtsdiagnose erfasst. Die Diagnose wurde klassifiziert als Frakturen des Körperstamms, Frakturen der Extremitäten, craniale Verletzungen, Prellungen des Körperstamms, Prellungen der Extremitäten.

Die Daten wurden hinsichtlich der Korrelation von Unfallmechanismus und Häufigkeit der beschriebenen Verletzungsmuster analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 728 Unfälle konnten in die Studie einbezogen werden. 35 Stürze (4.8%) wurden als Lowsider, 105 (14.4%) als Highsider, 82 (11.2%) als Kollision und 506 (69.5%) als sonstige Stürze beschrieben. 295 (40.5%) Fahrer wurden zur weiteren Diagnostik in ein Traumazentrum verbracht. Eine definitive Diagnose konnte in 134 Fällen (45.5%) ermittelt werden. Hierbei wiesen 31 (23.1%) eine Fraktur des Körperstammes auf, 40 (29.9%) hatten eine Fraktur einer Extremität, 16 (11.9%) hatten eine craniale Verletzung, 15 (11.2%) hatten eine Prellung des Körperstammes und 32 (23.9%) hatten eine Prellung der Extremitäten. In 113 Fällen (84.3%) stimmte die Verdachtsdiagnose mit der endgültigen Diagnose überein. Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Unfallmechanismus und dem Auftreten schwerer Verletzungen (Fraktur des Körperstammes oder craniale Verletzung) konnte nicht nachgewiesen werden (Fisher's exact test, p>0.05).

Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Unfallmechanismus und dem Auftreten schwerer Verletzungen konnte in dieser Studie nicht nachgewiesen werden. Dies bedeutet, dass jeder Fall individuell betrachtet und bewertet werden muss und keine Handlungsempfehlungen hinsichtlich der Notwendigkeit und des Umfangs weiterer Diagnostik anhand des Unfallmechanismus gegeben werden kann. Dies gilt insbesondere bei der Übertragung dieser Ergebnisse auf den regulären Straßenverkehr.