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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Epidemiologische Analyse des Kopfballspiels und seiner Folgen im bezahlten Amateurfußball

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Johannes Weber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Peter Angele - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Oliver Loose - Klinik für Kinderchiurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Claus Reinsberger - Sportmedizinisches Institut, Universität Paderborn, Paderborn, Germany
  • Werner Krutsch - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO18-785

doi: 10.3205/17dkou704, urn:nbn:de:0183-17dkou7042

Published: October 23, 2017

© 2017 Weber et al.
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Text

Fragestellung: Spätestens seit dem Kopfballverbot im Juniorenfußball von Seiten des US-amerikanischen Fußballverbandes ist ein Kopfballverbot auch in Deutschland heftig diskutiert. Studien, die einen schädlichen Effekt des Kopfballspiels auf ausübende Spieler auszumachen wissen, zeigen meist wenig stichhaltige Evidenz und häufige methodische Fehler. Bezogen auf die wissenschaftliche Literatur liegen zum derzeitigen Zeitpunkt keine epidemiologischen Daten zum Kopfballspiel vor, weswegen in vorliegender Studie dieses im oberen Amateurfußball Deutschlands analysiert wurde.

Methodik: Im Rahmen des prospektiven Gesamtstudienprojektes zur"Prävention von Verletzungen im bezahlten Amateurfußball" wurden alle 20Mannschaften der Regionalliga Bayern, stellvertretend für das höchste Level des Amateurfußballs in Deutschland, bzgl. ihrer Verletzungsstatistik untersucht. Dazu wurden in der Saison2015/16 alle 306Pflichtspiele ebendieser Spielklasse wissenschaftlich ausgewertet. 50Spiele wurden zudem Videoanalysen unterzogen & bezüglich der Epidemiologie des Kopfballspiels und seiner Risikofaktoren standardisiert mittels validierter Fragebögen analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 50Spielen (4500Spielmin.) der Regionalligasaison 2015/16 konnten 5612 Kopfbälle registriert & bezüglich Risikofaktoren untersucht werden. Hierbei zeigten sich im Mittel 56Kopfbälle/Team & Spiel, was für den einzelnen Spieler eine Belastung von etwa 4Kopfbällen pro Spiel bedeutete. Die ersten Ergebnisse von Einflussfaktoren zeigten, dass die häufigste Kopfballexposition auf die Position des Innenverteidigers & des Mittelstürmers zutraf. Insg. kam es in 50Spielen zu 25Kopfverletzungen (0,5/Spiel), in deren Folge eine Spielunterbrechung oder Auswechslung notwendig war. Hierbei zeigte jedoch nur eine Verletzung den Schweregrad einer Commotio cerebri. Zudem wurde eine blutende Nasenverletzung sowie eine Platzwunde an der Stirn registriert. Alle 3Verletzungen waren durch den jeweiligen Gegenspieler verursacht, nicht als Fouls geahndet worden & fanden im Strafraum statt. In 2Fällen wurde der Kopf des verletzten Spielers im Rahmen eines Kopf-Kopf-Anpralls verletzt, einmal fand ein Kopf-Arm-Anprall statt.

Bei einer durchschnittlichen Kopfballexposition von 4Kopfbällen/Spieler & Spiel ist hochgerechnet in toto pro Saison bei allen absolvierten Pflicht-/Freundschaftsspielen mit max.ca.160 Kopfbällen zu rechnen. Abhängig von der Häufigkeit von Kopfbällen in Trainingseinheiten, die nicht bekannt sind, ist diese Exposition geringer als die öffentliche Berichterstattung vermuten lässt.

Anhand vorliegender Studie konnte gezeigt werden, dass die Kopfballsituation, gerade bei vorhandenem Kontakt mit dem Gegenspieler, als mögliche Gefahr für Schädelhirntraumen anzusehen ist.

Um die öffentliche, häufig subjektiv geführte Debatte zu diesem Thema zu objektivieren sind weitere, groß angelegte Studien in verschiedenen Subpopulationen des Fußballs dringend notwendig, auch um Häufigkeit & Schwere von beispielsweise neurologischen Folgen zu charakterisieren.