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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Der Einfluss modifizierter AFO's (ankle foot orthosis) zur Korrektur von Fuß- und Kniefehlstellungen bei Kindern und Jugendlichen und ihre Wirkung auf das Gangbild

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker André Sachse - Lehrstuhl der Uni Jena, Orthopädische Klinik am REK, Kinderorthopädie, Eisenberg, Germany
  • Frank Layher - Lehrstuhl für Orthopädie des Universitätsklinikums Jena, Waldkrankenhaus "Rudolf Elle" GmbH, Biomechanik, Eisenberg, Germany
  • Klaus Sander - Lehrstuhl für Orthopädie des Universitätsklinikums Jena, Waldkrankenhaus "Rudolf Elle" GmbH, Biomechanik, Eisenberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocPO17-666

doi: 10.3205/17dkou690, urn:nbn:de:0183-17dkou6902

Published: October 23, 2017

© 2017 Sachse et al.
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Fragestellung: Bei Kindern und Jugendlichen mit neuromotorischen Störungen erschweren neben Fußdeformitäten und eingeschränkter OSG-Beweglichkeit oft die fehlende Kniestreckung das Gehen. Zusätzlich bewirken Parese und Spastik einzelner Muskelgruppen und Störungen der Afferenzen Koordinations- und Gangablaufprobleme, die die Ataxie und die Instabilität fördern. Zur Verbesserung von Stand und Gang werden häufig fußstabilisierende und sprunggelenksübergreifende Orthesen angewendet. Meist kommen dynamische Orthesen oder zumindest Kombinationen aus starren fußkorrigierenden Orthesen mit dynamischem Sprunggelenk und Unterschenkelführung zum Einsatz. Es soll der Effekt von AFO's in der Bauart Shoehorn Typ 1-3 die neben der Fußkorrektur eine gute Stabilisierung der Sprunggelenksfunktion und eine (partielle) Kniestreckung bewirken, untersucht werden. Modifikationen der Polypropylenorthesen werden aufgezeigt.

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden bei 15 Kindern (9 m, 6 w) mit ICP Ganganalysen mit und ohne Orthesen durchgeführt. Die Versorgung erfolgte 12x beidseits, 2x rechts und 1 links. Infolge Mehrfachmessung zu verschiedenen Zeitpunkten kamen insgesamt 22 Fälle zur Auswertung (Shoehorn: 7x Typ 1, 12x Typ 2, 3x Typ 3).

Das Alter der Patienten lag bei durchschnittlich 10,1 Jahren, der BMI bei 17,4 kg/m2. Eine altersgerechte gesunde Vergleichsgruppe (VG) bestand aus 22 Kindern (11 m, 11 w; 10,8 Jahre; 17,5 kg/m2).

Die Ganganalysen erfolgten bei individuell frei gewählter Geschwindigkeit im 3D-Vicon-Ganganalyselabor mit 3 Kraftmessplatten.

Die Wirksamkeit verschiedener AFO's (Shoehorn 1-3) sowie bauartspezifische Besonderheiten (Flexibiltät, Rückstellkraft, Sprunggelenkstrimmlinie) wurden analysiert.

Die statistischen Tests erfolgten mit dem Programm IBM SPSS V.19 (Mann-Whitney-U-Test; Wilcoxon-Test; p<0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die modifizierten AFO's (Shoehorn 1-3) zeigten deutliche Änderungen in Zeit-Distanzparametern, Gelenkwinkeln und -momenten sowie der -leistung hin zu einer Normalisierung des Gangbildes. Diese fanden sich nicht nur am Sprung-, sondern auch im Knie- und im Hüftgelenk sowie am Becken.

Zur Stabilisierung des Gangbildes bewirken AFO's (Shoehorn Typ 1-3) bei neuromuskulären Störungen einen deutlichen, durch Modifikationen verstärkten Effekt. Dazu ist eine dezidierte Kenntnis der Konstruktion und ihrer Wirkung auf das Gangbild der Behinderten erforderlich und sollte nicht allein den Orthopädietechnikern überlassen werden. Die 3D-Ganganalyse stellt ein mächtiges Werkzeug zur Kontrolle der Effektivität (einzelner) Orthesen dar mit der Möglichkeit, zielgerichteten Einfluss auf Gangparameter und die Anpassung an den Entwicklungsstand des Kindes zu nehmen. Auch wenn 3D-Systeme heutzutage zentrumsorientiert aufgestellt sind, wird aufgrund der optimalen Möglichkeiten eine Weiterverbreitung ähnlich dem MRT stattfinden, da nicht nur der Therapeut von Indikation und Wirksamkeit überzeugt ist, sondern auch die Kostenträger im Rahmen einer Effektivitätsüberprüfung stark interessiert sind.