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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Schätzung unnötiger Kosten nach MRT-Untersuchungen der Hüfte: Unsicherheiten bei der Wahl der richtigen Technik

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Solveig Lerch - Klinikum Region Hannover, Klinikum Agnes Karll Laatzen, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, Laatzen, Germany
  • Janne Lorenz - Klinikum Region Hannover, Klinikum Agnes Karll Laatzen, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, Laatzen, Germany
  • Andreas Kasperczyk - Gemeinschaftspraxis Radiologie Nuklearmedizin, im Klinikum Agnes Karll, Laatzen, Germany
  • Thomas Berndt - Klinikum Region Hannover, Klinikum Agnes Karll Laatzen, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, Laatzen, Germany
  • Oliver Rühmann - Klinikum Region Hannover, Klinikum Agnes Karll Laatzen, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin, Laatzen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI44-1186

doi: 10.3205/17dkou410, urn:nbn:de:0183-17dkou4102

Published: October 23, 2017

© 2017 Lerch et al.
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Fragestellung: Bei unklaren Beschwerden der Hüft- und Leistenregion wird die Kernspintomographie vielfach zur differentialdiagnostischen Abklärung eingesetzt. Ob diese MRT-Untersuchung allerdings den gewünschten Erkenntnisgewinn erbringt, hängt maßgeblich von der durchgeführten Technik ab. Qualitätskriterien sind etwa die Ausrichtung der durchgeführten Schichten, die Entscheidung für oder gegen ein Kontrastmittel sowie deren Applikationsform. Interessierte bzw. spezialisierte Orthopäden und Radiologen haben durch die wissenschaftlichen Bestrebungen des letzten Jahrzehnts ein fundiertes Wissen auf diesem Gebiet erhalten können. Wie sieht jedoch die MRT-Diagnostik des Hüftgelenkes im medizinischen Alltag außerhalb hochspezialisierter Zentren aus?

Methodik: In einer retrospektiven Studie wurden 203 MRT-Untersuchungen hinsichtlich korrekter Indikation und richtiger Beantwortung der Fragestellung untersucht und als Referenz für die Berechnung unnötig entstandener Kosten herangezogen. Überweiser waren zu 69% niedergelassene Fachärzte, zu 17% Klinikärzte des Bereichs Orthopädie/Chirurgie und zu 13% Hausärzte. Gleichwohl wurden von verschiedenen Krankenkassen Jahreszahlen von entsprechenden MRT-Untersuchungen im ambulanten und stationären Bereich nach EBM und OPS differenziert nach ICD-10 relevanten Diagnosen ermittelt. Anhand dieser Zahlen wurde eine bundesweite Kostenschätzung pro Jahr durchgeführt.

Ergebnisse: Von den 203 MRT-Untersuchungen waren 20% ohne Angabe einer rechtfertigenden Indikation. Wurde eine Indikation mitgeteilt, war diese bei Fachärzten zu 80% und Hausärzten zu 78%, bei den Klinikärzten zu 97% sinnvoll. Bei 32% der MRTs wurde Kontrastmittel eingesetzt, obwohl für die Fragestellung eine native MR-Untersuchung ausgereicht hätte. Umgekehrt wäre bei 23% die intraartikuläre Kontrastmittelgabe für die fundierte Beantwortung der Fragestellung nötig gewesen. Hieraus ergeben sich unnötige Kosten von ca. 8.000 € - 16.000 € nach 203 MRTs der Hüfte. Die ermittelten Zahlen der Krankenkassen ergeben ca. 328 Untersuchungen pro Jahr und pro Mio. gesetzlich Versicherter. Bei ca. 70 Mio. gesetzlich Krankenversicherter sind das ca. 0,9 - 1,8 Mio. € unnötiger Kosten pro Jahr.

Schlussfolgerungen: Da die MRT-Untersuchung der Hüfte gemessen an der Gesamtbevölkerung eher ein seltener erforderliches diagnostisches Mittel ist, sind die unnötigen Kosten bezogen auf die gesamten Gesundheitsausgaben gesundheitspolitisch sicherlich nicht entscheidend. Dennoch machen sie darauf aufmerksam, dass insbesondere bei der Wahl der durchgeführten Technik Verbesserungspotential besteht. Schließlich erhoffen sich sowohl der behandelnde Orthopäde als auch der Patient durch das MRT die entscheidende Differentialdiagnose für die Einleitung einer spezifischen Therapie. Bleibt die erhoffte Ursachenklärung der Symptome aus, weil das MRT die Fragestellung rein technisch gar nicht beantworten kann, führt dies ggf. zu einer verlängerten Leidensgeschichte des Patienten.