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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Partialrupturen des vorderen Kreuzbands: Können wir sie klinisch diagnostizieren?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Guenther - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Caiyan Zhang - Department of Orthopaedic Surgery, UPMC Center for Sports Medicine, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Fernando Ferlin - Department of Orthopaedic Surgery, UPMC Center for Sports Medicine, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Volker Musahl - Department of Orthopaedic Surgery, UPMC Center for Sports Medicine, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • James Irrgang - Department of Orthopaedic Surgery, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States
  • Freddie Fu - Department of Orthopaedic Surgery, UPMC Center for Sports Medicine, University of Pittsburgh, Pittsburgh, United States

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI38-314

doi: 10.3205/17dkou350, urn:nbn:de:0183-17dkou3503

Published: October 23, 2017

© 2017 Guenther et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Verletzungsmuster des vorderen Kreuzbands (VKB) inklusive Partialrupturen richtig einzuschätzen, ist für die Planung der Therapie von hoher Bedeutung. Zwar gibt die Magnet-Resonanz-Tomographie bildmorphologische Hinweise, die Funktion der einzelnen Bündel kann allerdings nur klinisch evaluiert werden. Hierzu werden routinemäßig die vordere Schublade, der Lachman Test mit Evaluation des Endpunkts (soft/firm) und der mittels PIVOT Software quantifizierte Pivot Shift Test eingesetzt. Ziel dieser Studie war es, den Wert der jeweiligen Tests in der Diagnostik von Partialrupturen des VKBs zu bestimmen und zu evaluieren, ob eine Testkombination die diagnostische Genauigkeit verbessert.

Methodik: In unserer Klinik werden die oben aufgeführten klinischen Tests routinemäßig präoperativ unter Anästhesie durchgeführt und die Ergebnisse dokumentiert. Das Verletzungsmuster wird arthroskopisch erhoben. In diese Studie eingeschlossen wurden alle Patienten, die zwischen dem 01.04.2005 und dem 30.09.2014 eine arthroskopisch gesicherte Partialruptur des VKBs erlitten. Von diesen 36 Patienten hatten 9 Patienten eine isolierte Ruptur des anteromedialen (AM) Bündels und 27 Patienten eine isolierte Ruptur des posterolateralen (PL) Bündels. Die Patienten wurden bezüglich Geschlecht und Alter mit 36 Patienten mit Komplettruptur des VKBs gematched. Sensitivität, Spezifität, positive und negative Likelihood Ratio wurden angewendet, um den diagnostischen Wert der klinischen Tests zu evaluieren. Die Prädiktion des VKB-Verletzungsmusters für die einzelnen Tests und für die Tests im Kollektiv wurde mittels binärer und multinomialer logistischer Regression erhoben.

Ergebnisse: Der Endpunkt beim Lachman Test gefolgt vom Lachman Test hatte die höchste Sensitivität in der Diagnostik der Komplettruptur und in der Diagnostik isolierter AM-Rupturen bei Patienten mit Partialrupturen.

Der Pivot Shift Test und die vordere Schublade hatten hohe Spezifität im Vergleich der Verletzungsmuster.

Der Pivot Shift Test hatte die höchste positive Likelihood-Ratio. Der Lachman Test hatte die kleinste negative Likelihood-Ratio.

Wurden Lachman Test und Pivot Shift Test kombiniert wurde die Odds-Ratio in der Diagnostik einer Komplettruptur gegen eine Partialruptur um 300% erhöht. Der Pivot Shift Test konnte eine isolierte PL-Ruptur von einer Komplett-Ruptur mit einer Odds-Ratio von 0,02, KI 95% (0,07; 0,77) unterscheiden.

Schlussfolgerung: Lachman Test und Pivot Shift Test sollten kombiniert werden, um zwischen Partial- und Komplettrupturen des VKBs zu differenzieren. In der Differenzierung von isolierten PL-Rupturen und Komplettrupturen ist der Pivot Shift Test dem Lachman Test überlegen. In der Diagnostik einer isolierten AM-Ruptur unter Patienten mit Partialrupturen und in der Diagnostik einer Komplettruptur ist der Endpunkt der sensitivste Test. In der klinischen Praxis müssen Stärken und Schwächen der klinischen Tests berücksichtigt werden. Die sinnvolle Test-Kombination erhöht die diagnostische Genauigkeit.