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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Funktionalität eines TraumaNetzwerks – Ergebnisse eines Flächen-TNW

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Antonio Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für klinische Studien (ZKS), Regensburg, Germany
  • Florian Zeman - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für klinische Studien (ZKS), Regensburg, Germany
  • Julika Loss - Universität Regensburg, Institut für medizinische Soziologie, Lehrstuhl Epidemiologie, Regensburg, Germany
  • Franz Hilber - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • Michael Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI37-1346

doi: 10.3205/17dkou340, urn:nbn:de:0183-17dkou3403

Published: October 23, 2017

© 2017 Ernstberger et al.
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Text

Fragestellung: Mit dem Weißbuch der Schwerverletztenversorgung wurde 2006 der Startschuss für die TraumaNetzwerk-Initiative in Deutschland gegeben, welche inzwischen Deutschland komplett abdeckt.

Wie arbeitet ein TraumaNetzwerk, welcher Patient wird in welche Klinik verbracht mit welchem Outcome?

Methodik: In der prospektiven Kohortenstudie wurde über 24 Monate ein ländlich geprägtes TraumaNetzwerk (TNW) betrachtet (2 Überregionale und 8 Regionale TraumaZentren auf einer Fläche von 20.000 km2 und einer Einwohnerzahl von 2,3 mio.). Zur Auswertung standen die Variablen des TraumaRegister QM-Bogens zur Verfügung.

Eingeschlossen wurden Patienten mit einem ISS≥16, bei denen der RISC2 bekannt war und die primär in ein ÜTZ oder RTZ des betrachteten TNW's eingeliefert wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten, die innerhalb von 48 h weiterverlegt wurden.

Zur statistischen Auswertung wurden Chi-Quadrat, t-Test und die Poisson-Verteilung angewandt, weiterhin wurde ein mulitvariables logistisches Regressionsmodell erstellt. Das Signifikanzniveau wurde bei 0,05 festgelegt.

Ergebnisse: 875 Fälle konnten eingeschlossen werden. Die Mehrheit der Patienten (61%, n=537) wurden in den Regionalen TraumaZentren (RTZ) therapiert.

Die 338 Patienten in den Überregionalen TraumaZentren (ÜTZ) zeigten einen höheren ISS (30,9 vs. 27,4, p<0,001), einen höheren RISC2, einen schlechteren initialen GCS und einen höheren Prozentsatz an schweren Kopfverletzungen. Unter der Annahme einer geographischen Gleichverteilung aller Patienten auf die 10 Kliniken bezogen auf die Einwohnerzahl der Einzugsbereiche der Kliniken, zeigte sich, dass in den RTZ insgesamt weniger Patienten als berechnet (-22%) behandelt wurden, in den ÜTZ mehr als berechnet (+78%).

Die Analyse der Prozessqualität (Surrogat-Variablen: Anteil der CT-Untersuchungen und Zeit bis zum CT) zeigte keinen Unterschied zwischen ÜTZ und RTZ. Die weiteren Schockraumvariablen unterschieden sich signifikant (u.a. RR, Massentransfusion, BE etc.) und waren Ausdruck des schwerer Verletzten im ÜTZ.

Die univariable Letalitätsanalyse zeigte sowohl unadjustiert als auch adjustiert keinen Unterschied zwischen ÜTZ und RTZ (ÜTZ: 21,6% (SMR 0,94), RTZ: 18,1% (SMR 1,18); p=0,282 (pSMR=0,148)).

In der multivariablen logistischen Regression konnte ein gewisser Überlebensvorteil für Patienten mit höherem Letalitätsrisiko (RISC2>13%) in ÜTZ gefunden werden.

Schlussfolgerung: Die Mehrheit der schwerstverletzten Patienten in dem betrachteten TNW wurde in den RTZ therapiert, die am schwersten Verletzten wurden aber eher in die ÜTZ verbracht, welche einen Überlebensvorteil für die Patienten mit hohem Letalitätsrisiko boten.

Es bestand in dem betrachteten Flächen-TNW ein Synergismus aus dezentraler und zentralisierter Patientenversorgung mit insgesamt vergleichbarem Outcome.