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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Wirksamkeit der Isoliermaßnahmen bei multiresistenten Erregern durch eine Isolierstation im Vergleich zur Normal- und Intensivstation

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Greipel - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Simon Hackl - BG Unfallklinik Murnau, AO Research Institute Davos, Murnau, Germany
  • Christian von Rüden - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Regina Werle - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Volker Bühren - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Matthias Militz - BG Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI28-830

doi: 10.3205/17dkou267, urn:nbn:de:0183-17dkou2672

Published: October 23, 2017

© 2017 Greipel et al.
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Fragestellung: Seit Jahren kommt es weltweit zur Zunahme multiresistenter Erreger (MRE) wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) und 4MRGN (multiresistente gramnegative Stäbchen mit Resistenz gegen 4 Antibiotikaklassen) im Krankenhaus. Der Unterbrechung der Infektionsketten kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Dies gelingt nur durch konsequent durchgeführte hygienische Maßnahmen, die Normalstationen vor organisatorische, personelle und psychologische Herausforderungen stellen. Daher wurde 2006 eine Isolierstation für Patienten - ausgenommen intensivpflichtiger Patienten - mit positivem Nachweis von MRE eingerichtet. In der vorliegenden Studie soll überprüft werden, ob die Einrichtung einer Isolierstation für MRE gemäß den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI) die nosokomiale Übertragungsrate signifikant reduzieren kann.

Methodik: Von 2006 bis 2016 wurden seit Einrichtung der MRE-Isolierstation nach einem - entsprechend der RKI-Richtlinien - prospektiven Screening hinsichtlich der MRE-Besiedelung von Patienten auf den chirurgischen Normalstationen, dem Zentrum für Rückenmarkverletzte (ZRMV) und den Intensivstationen alle nosokomiale MRE-Übertragungen sowie die jeweiligen Isolier- und Belegungstage der Stationen erfasst und hinsichtlich des Kolonisationsdrucks (= MRE-Last = Isoliertage pro 100 Belegungstage) und der MRE-Übertragungsrate entsprechend dem Kolonisationsdruck (= Anzahl nosokomiale Übertragungen pro MRE-Last) ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden auf allen Stationen 1914839 Belegungstage, 64978 Isoliertage bei 4419 Isolierfällen und 142 nosokomialen Übertragungen registriert. Die durchschnittliche Isolierdauer betrug 15,3 ± 1,5 Tage. Hierbei wurden auf den Normalstationen 1407243 Belegungs- und 741 Isoliertage (MRE-Last: 0,1 ± 0) mit 66 Isolierfällen und 39 Übertragungen, im ZRMV 310356 Belegungs- und 1207 Isoliertage entsprechend einer MRE-Last von 0,4 ± 0,2 mit 54 Isolierfällen und 33 nosokomialen Übertragungen, auf den Intensivstationen 144448 Belegungs- und 18056 Isoliertage (MRE-Last: 11,8 ± 2,2) mit 1669 Isolierfällen und 66 Übertragungen und auf der Isolierstation 52792 Belegungs- und 44974 Isoliertage (MRE-Last: 85,4 ± 3,0) mit 2630 Isolationsfällen und 4 Übertragungen - und somit dort signifikant höchstem Kolonisationsdruck (p < 0,001) - erfasst. Dies resultierte in einer Übertragungsrate auf den Normalstationen von 749,2, im ZRMV von 84,4, auf den Intensivstationen von 5,6 und auf der Isolierstation von 0,05 (p < 0,05).

Trotz des signifikant höchsten Kolonisationsdrucks auf der Isolierstation zeigt sich dort sowohl im Vergleich zur Normalstation, zum ZRMV und zur Intensivstation eine signifikant geringere MRE-Übertragungsrate. Die Einrichtung einer speziellen MRE-Isolierstation scheint daher bei der konsequenten Reduktion nosokomialer Übertragungen einen wesentlichen Stellenwert einzunehmen und sollte daher neben den bisher vorgeschriebenen Maßnahmen wie Screening und individuellen Schutzmaßnahmen Einzug in den klinischen Alltag halten.