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German Congress of Orthopedic and Trauma Surgery (DKOU 2017)

24.10. - 27.10.2017, Berlin

Ist die Berlin Definition des Polytraumas weniger untersucherabhängig?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carina Eva Maria Pothmann - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Kai Oliver Jensen - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Ladislav Mica - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Hans-Peter Simmen - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland
  • Kai Sprengel - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2017). Berlin, 24.-27.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWI22-254

doi: 10.3205/17dkou207, urn:nbn:de:0183-17dkou2072

Published: October 23, 2017

© 2017 Pothmann et al.
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Text

Fragestellung: Als Konsequenz aus verschiedenen Diskussionen ist im Rahmen eines Konsensusprozesses die Berlin Definition des Polytraumas entstanden. Neben der Verletzungsschwere gemäß AIS soll anhand definierter physiologischer Parameter eine bessere Selektion Schwerverletzter als durch rein ISS-basierte Klassifizierungen möglich sein. Ziel dieser Studie ist es, die Untersucherabhängigkeit von Trauma-Score-Systemen (ISS, AIS, NISS und TRISS), sowie ISS basierten Polytrauma Klassifikationen gegenüber der Berlin Definition zu ermitteln und die daraus entstehenden Kollektive darzustellen.

Methodik: Zur Analyse der Interobserver Reliabilität der Trauma-Score-Systeme wurden 319 Polytrauma Patienten herangezogen, welche die Einschlusskriterien des TraumaRegister DGU 2009 erfüllten und von unterschiedlichen Ärzten kodiert wurden. Für jeden Patienten wurden ISS, AIS der einzelnen Körperregionen, TRISS und NISS retrospektiv berechnet. Als statistisches Maß der Interobserver Reliabilität wurde hier der Interklassen-Korrelationskoeffizient (ICC, zweifach gemischt, Einzelmessung und absolute Übereinstimmung) verwendet, sowie das 95% Konfidenzintervall angegeben.

Zur Analyse der Interobserver Reliabilität der Polytrauma Definitionen wurde das Kollektiv auf 187 primär zugewiesene Patienten reduziert. Hierdurch lassen dich die auf Grund der differenten AIS und ISS-Kodierung als Polytrauma kategorisierten Patienten in den einzelnen Definitionsgruppen deskriptiv darstellen. Die Patienten wurden hinsichtlich der Polytrauma Definition: ISS>=16, ISS>=18, ISS>=20 und der Berlin Definition dichotom kodiert. Als statistisches Maß der Interobserver Reliabilität ist hier Cohen's Kappa-Koeffizient (Kappa) genutzt worden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die statistische Analyse der Trauma Scores in Hinblick auf die Interobserver Reliabilität zeigt eine gute Übereinstimmung (>0.80) bezüglich des ISS, NISS, AIS Abdomen und TRISS. Lediglich AIS Weichteile weist eine fragwürdige Übereinstimmung (>0.60) auf, wohingegen die restlichen AIS Untergruppen exzellent übereinstimmen (>0.90).

Die statistische Analyse der Polytrauma Definitionen auf die Interobserver Reliabilität lässt allerdings in den ISS-Gruppen (ISS>=16, ISS>=18 und ISS>=20) nur eine moderate Übereinstimmung (< 0.60) erkennen. Im Gegensatz dazu gelingt mit der Berlin Definition eine komplette Übereinstimmung ( >0.81).

Somit scheint die Berlin Definition, im Gegensatz zu den ISS basierten Definitionen, untersucherabhängiger zu sein.

Die Untersuchung unterstreicht die aktuelle Diskussion über die Notwendigkeit einer Neudefinition des Polytraumas auch von Seiten der Untersucherabhängigkeit. Letztendlich wird somit eine bessere Vergleichbarkeit der Patientendaten in Studien oder Qualitätssicherungsmaßnahmen gewährleistet.