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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Die Zuverlässigkeit der Notarztdiagnose beim Polytraumapatienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sven Freche - Universitätsklinikum Halle/Saale, Abteilung Orthopädie, Halle/Saale, Germany
  • Karl-Stefan Delank - Universitätsklinikum Halle/Saale, Abteilung Orthopädie, Halle/Saale, Germany
  • Volker Brinkmann - Universitätsklinikum Halle/Saale, Abteilung Orthopädie, Halle/Saale, Germany
  • Holger Siekmann - Universitätsklinikum Halle (Saale), Universitätsklinik und Poliklinik für Unfall- und, Wiederherstellungschirurgie, Halle, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Emrah Esmer - Universitätsklinikum Halle/Saale, Abteilung Orthopädie, Halle/Saale, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocPO15-16

doi: 10.3205/13dkou652, urn:nbn:de:0183-13dkou6527

Published: October 23, 2013

© 2013 Freche et al.
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Text

Fragestellung: Die frühzeitige adäquate Versorgung polytraumatisierter Patienten durch den Notarzt sowie das Erkennen und Beurteilen der Schwere einer Verletzung beeinflusst die Prognose des Patienten entscheidend mit.

Das Übersehen oder Unterschätzen einer Verletzung führt häufig zur Wahl einer ungeeigneten Zielklinik und einer inadäquaten Therapie. Das Überschätzen hingegen führt zur Gefährdung des Patienten durch unnötige Maßnahmen.

Daher wurde die Diagnosesicherheit sowie die Zuverlässigkeit der Einschätzung der Verletzungsschwere der Notärzte untersucht.

Methodik: In der vorliegenden Studie wurden anhand des TraumaRegister (DGU) insgesamt 30777 Datensätze über den Zeitraum 1993 bis 2009 ausgewertet.

Die subjektive Einschätzung der Verletzungsschwere durch die Notärzte wurde mit der objektivierbaren Verletzungsschwere (AIS - Abbreviated Injury Severity Scale) verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Relevante Verletzungen an Thorax, Abdomen, Wirbelsäule und Becken werden häufig übersehen (36%-46%).

Dagegen gelingt dem Notarzt mit 65-87% der Ausschluss einer Verletzung deutlich besser. Eine Überschätzung der Verletzungen treten vor allem bei der Beurteilung der Verletzungen an den Körperhöhlen und den Armen auf.

Der Anspruch, in der präklinischen Versorgungsphase polytraumatisierter Patienten eine vollständige Erhebung aller Verletzungen ohne diagnostische Hilfsmittel zu erreichen, ist nicht realisierbar. Insbesondere Verletzungen der Körperhöhlen werden häufig übersehen, unter- und überschätzt.

Die präklinische Einschätzung der Verletzungsschwere, vor allem bei bewusstlosen Patienten, ist daher wenig verlässlich. Insbesondere bei diesen Patienten sollte der Unfallmechanismus zur Diagnosefindung und Einschätzung der Verletzungsschwere herangezogen werden. Eine Reevaluierung der Verletzungen im Schockraum sollte beim polytraumatisierten Patienten immer erfolgen und den Körperhöhlen dabei eine besondere Aufmerksamkeit zukommen.