gms | German Medical Science

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Kann die Verletzungsschwere beim Traumapatienten durch Notärzte in der Luftrettung abgeschätzt werden?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Zeckey - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Schröter - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Florian Urbanek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Hagen Andruszkow - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Frank Hildebrand - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Marcel Winkelmann - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany
  • Philipp Mommsen - Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI52-826

doi: 10.3205/13dkou385, urn:nbn:de:0183-13dkou3859

Published: October 23, 2013

© 2013 Zeckey et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Fragestellung: Die präklinische Einschätzung der Verletzungsschwere durch Notärzte in der Luftrettung ist wesentlich für die Therapie und Auswahl der Zielklinik. Dies gilt insbesondere für polytraumatisierte Patienten in ländlichen Regionen, die vom luftgebundenen Transport besonders profitieren.

Es ist unbekannt, ob sich die präklinische Einschätzung auf etablierte klinische Traumascores anwenden lässt.

Ziel der hier vorliegenden Arbeit war es, die präklinische Einschätzung von auf Rettungshubschraubern eingesetzten Notärzten mit der klinischen Bestimmung der Verletzungsschwere anhand etablierter Traumascores zu analysieren.

Methodik: Zwischen 2010 und 2012 wurden polytraumatisierte Patienten prospektiv eingeschlossen, die luftgebunden durch einen an dem Traumazentrum stationierten Rettungshubschrauber in das eigene Traumazentrum geflogen wurden. Die Verletzungsschwere (nach Abbreviated Injury Scale [AIS] und Injury Severity Score [ISS]) wurde durch Notärzte (Assistenz- und Fachärzte Unfallchirurgie) mittels Fragebogen präklinisch abgeschätzt. Nach Abschluss der Rekrutierungsphase wurde der AIS und ISS retrospektiv für jeden Patienten anhand der klinischen Datenbank ermittelt. Bei den Korrelationen wurde bei 2 Freiheitsgraden das Sicherheitsintervall bei 0,354 (n=50, p= 99% = 0,354) festgelegt. Bezüglich der Berechung von Sensitifität und Spezifität wurden alle AIS dichotomisiert zu 0-1 und 2-6 und für eine Rate Wilson?s Konfidenzintervalle berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 51 Patienten (72,5% männlich, 27,5% weiblich) eingeschlossen. Das Alter lag bei 43,3±20,7 Jahren, die präklinische Versorgungszeit betrug 40,3±11,5 Minuten. Die niedrigste Sensitivität zeigte sich für abdominelle Verletzungen, die höchste für Verletzungen des Schädels. Es zeigte sich die niedrigste Spezifität für Schädel-Hirn-Verletzungen, die höchsten konnten für Wirbelsäulen- und Extremitätenverletzungen gezeigt werden.

Tabelle 1 [Tab. 1]

Der ISS wurde präklinisch auf 26±12,8 geschätzt, in der retrospektiven Auswertung betrug dieser 33,8±18,2 (p>0,05). Es zeigte sich, dass präklinische abgeschätzter und klinisch ermittelter ISS korrelieren (p=0,782). Mit etwas mehr als 60% konnten präklinisch Borderline-Patienten identifiziert werden, schwere Polytraumen wurden mit knapp 60% richtig eingestuft.

Tabelle 2 [Tab. 2]

Die vorliegende Studie zeigt, dass sich AIS und ISS bei erfahrenen Notärzten auch präklinisch zur Abschätzung der Verletzungsschwere eignen und als Indikatoren für geeignete Transportziele genutzt werden können. Die Diskriminationsschärfe zwischen Borderline und schweren Polytraumen ist nicht ausreichend und sollte daher nur begrenzt Anwendung finden.