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Kann die Verletzungsschwere beim Traumapatienten durch Notärzte in der Luftrettung abgeschätzt werden?
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Die präklinische Einschätzung der Verletzungsschwere durch Notärzte in der Luftrettung ist wesentlich für die Therapie und Auswahl der Zielklinik. Dies gilt insbesondere für polytraumatisierte Patienten in ländlichen Regionen, die vom luftgebundenen Transport besonders profitieren.
Es ist unbekannt, ob sich die präklinische Einschätzung auf etablierte klinische Traumascores anwenden lässt.
Ziel der hier vorliegenden Arbeit war es, die präklinische Einschätzung von auf Rettungshubschraubern eingesetzten Notärzten mit der klinischen Bestimmung der Verletzungsschwere anhand etablierter Traumascores zu analysieren.
Methodik: Zwischen 2010 und 2012 wurden polytraumatisierte Patienten prospektiv eingeschlossen, die luftgebunden durch einen an dem Traumazentrum stationierten Rettungshubschrauber in das eigene Traumazentrum geflogen wurden. Die Verletzungsschwere (nach Abbreviated Injury Scale [AIS] und Injury Severity Score [ISS]) wurde durch Notärzte (Assistenz- und Fachärzte Unfallchirurgie) mittels Fragebogen präklinisch abgeschätzt. Nach Abschluss der Rekrutierungsphase wurde der AIS und ISS retrospektiv für jeden Patienten anhand der klinischen Datenbank ermittelt. Bei den Korrelationen wurde bei 2 Freiheitsgraden das Sicherheitsintervall bei 0,354 (n=50, p= 99% = 0,354) festgelegt. Bezüglich der Berechung von Sensitifität und Spezifität wurden alle AIS dichotomisiert zu 0-1 und 2-6 und für eine Rate Wilson?s Konfidenzintervalle berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 51 Patienten (72,5% männlich, 27,5% weiblich) eingeschlossen. Das Alter lag bei 43,3±20,7 Jahren, die präklinische Versorgungszeit betrug 40,3±11,5 Minuten. Die niedrigste Sensitivität zeigte sich für abdominelle Verletzungen, die höchste für Verletzungen des Schädels. Es zeigte sich die niedrigste Spezifität für Schädel-Hirn-Verletzungen, die höchsten konnten für Wirbelsäulen- und Extremitätenverletzungen gezeigt werden.
Tabelle 1 [Tab. 1]
Der ISS wurde präklinisch auf 26±12,8 geschätzt, in der retrospektiven Auswertung betrug dieser 33,8±18,2 (p>0,05). Es zeigte sich, dass präklinische abgeschätzter und klinisch ermittelter ISS korrelieren (p=0,782). Mit etwas mehr als 60% konnten präklinisch Borderline-Patienten identifiziert werden, schwere Polytraumen wurden mit knapp 60% richtig eingestuft.
Tabelle 2 [Tab. 2]
Die vorliegende Studie zeigt, dass sich AIS und ISS bei erfahrenen Notärzten auch präklinisch zur Abschätzung der Verletzungsschwere eignen und als Indikatoren für geeignete Transportziele genutzt werden können. Die Diskriminationsschärfe zwischen Borderline und schweren Polytraumen ist nicht ausreichend und sollte daher nur begrenzt Anwendung finden.