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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Effekt der Lokalisation des Computertomographen im Rahmen der Schwerverletztenversorgung – Eine Analyse des Traumaregisters der DGU und der Traumanetzwerk-Datenbank

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Huber-Wagner - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Carsten Mand - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Steffen Ruchholtz - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Christian Kühne - Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurige, Marburg, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Karl-Georg Kanz - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Martijn van Griensven - Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, München, Germany
  • Rolf Lefering - Private Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI50-696

doi: 10.3205/13dkou371, urn:nbn:de:0183-13dkou3717

Published: October 23, 2013

© 2013 Huber-Wagner et al.
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Text

Fragestellung: Bisher gibt es kaum Evidenz zur Frage, wo das CT im Rahmen der Schwerverletztenversorgung idealerweise positioniert sein sollte (REACT-I trial, BJS 2012: im Gesamtkollektiv (ISS6) kein Unterschied, jedoch Trend für Überlebensvorteil für CT-im-SR-Gruppe mit ISS>16, n=265). Ziel dieser Untersuchung: Welchen Effekt hat die Lokalisation des CTs auf die Prozess- und Ergebnisqualität?

Methodik: Grundlage der retrosp. Auswertung bildete das TR-DGU (2007-11) sowie die Traumanetzwerk-Datenbank. Einschlusskriterien waren: stumpfes Trauma, Primärversorgung, ISS>16, Angaben zu: Durchführung Ganzkörper-CT(GKCT), RISC-Score und Distanz CT-SR. Die Patientendaten der jeweiligen Klinik wurden jeweils nur ein Jahr vor und nach dem Audit zur TNW-Zertifizierung verwendet, um den Effekt möglicher unbekannter baulicher Veränderungen zu minimieren. Die Datenbanken wurden anhand der Klinik-ID aggregiert. 3 Gruppen wurden gebildet: 1.CT im SR 2.CT nicht im SR aber ≤50m entfernt 3.CT>50m entfernt). Es wurden deskriptive, Zeiten- und Outcomeanalysen (Berechnung standardisierte Mortalitätsrate;SMR=beobachtete/erwartete Mortalität) durchgeführt (EBM-Level II).

Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 10.151 Pat. aus 312 Kliniken die Einschlusskrit. Davon wurde bei n=8004 Pat. ein GKCT durchgeführt. Das mittl. Alter betrug 46,4J±21,0, männlich waren 72,8%. Der mittl. ISS betrug 28,6±11,7.

Die mittl. Zeit von SR-Aufnahme bis zur Durchführung eines GKCT war mit 17,9±12,3min für Gruppe 1 signifikant kürzer als die für Gruppe 2 (22,7±15,5min) und 3 (27,7±17,1min), p<0,001.

Die Mortalitätsraten waren 16,5%(Gr.1), 16,1%(Gr.2) und 15,3%(Gr.3). Die SMRs waren 0,74(CI95% 0,67-0,81;Gr.1), 0,81(CI95% 0,76-0,87;Gr.2) und 0,88(CI95% 0,79-0,98;Gr.3). SMR-Gr.1 vs. SMR-Gr.2 p=0,13. SMR-Gr.2 vs. SMR-Gr.3 p=0,17. SMR-Gr.1 vs. SMR-Gr.3 p=0,02*. SMR-Gr.1+2 vs. SMR-Gr.3 p=0,04*.

Die Mortalitätsraten nur der Level I-Kliniken/überregionalen Traumazentren waren 16,5%(Gr.1), 17,2%(Gr.2) und 17,2%(Gr.3). Die SMRs waren 0,72(CI95% 0,65-0,80;Gr.1), 0,80(CI95% 0,74-0,86;Gr.2) und 0,92(CI95% 0,79-1,04;Gr.3). SMR-Gr.1 vs. SMR-Gr.2 p=0,13. SMR-Gr.2 vs. SMR-Gr.3 p=0,08. SMR-Gr.1 vs. SMR-Gr.3 p=0,005*. SMR-Gr.1+2 vs. SMR-Gr.3 p=0,02*. Somit zeigte sich jeweils, dass die CT-Lokalisation im bzw. ≤50m vom SR entfernt im Vergleich zur Entfernung >50m einen signifikanten, positiven Effekt aufs Überleben hatte. Dies bestätigte sich auch im log. Regressionsmodell, wo sich unter Einschluss der RISC-Variablen für die CT-Lokalisation im SR eine OR von 0,68(CI95% 0,54-0,86, p< 0,001) ergab.

Schlussfolgerung: Es konnte erstmals belegt werden, dass die CT-Lokalisation einen signifikanten Effekt auf die Mortalität Polytraumatisierter hat. Je näher das CT im bzw. am SR lokalisiert ist, umso günstiger ist dieser Effekt (Zeitvorteil). Die Lokalisation >50m Entfernung zum SR hatte einen signifikant ungünstigen Effekt auf das Outcome. Im Rahmen von Neu- bzw. Umbauten von Notaufnahmen sollte das CT ggf. so nahe wie möglich( ≤50m) zum SR positioniert werden.