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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Sekundäre Immundepression durch tumorbedingte Querschnittslähmung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Claudia Druschel - Charite Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Jan M Schwab - Charite Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie und experimentelle Neurologie, Spinal Cord Injury Research, Berlin, Germany
  • Klaus-Dieter Schaser - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI41-1004

doi: 10.3205/13dkou291, urn:nbn:de:0183-13dkou2919

Published: October 23, 2013

© 2013 Druschel et al.
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Fragestellung: Die Inzidenz der tumorbedingten Myelonkompressionen steigt in Folge des demographischen Altersanstieges und der damit verbunden höheren Prävalenz für Tumorerkrankungen rasch auf bis zu 50% aller Rückenmarkverletzungen an. Bakterielle Infektionen verursachen eine hohe Morbidität in tumorbedingten Querschnittpatienten. In dieser Studie prüfen wir die Hypothese ob analog zur akut-traumatischen Rückenmarkverletzung ebenfalls eine Tumorquerschnittverletzung eine sekundären Immundepression induziert. Eine Immundepression erhöht die Suszeptibilität Infektionen zu entwickeln und schwächt effektive Tumorimmunabwehr.

Methodik: In einer prospektiven Studie wurden ab 01/2012 konsekutiv alle Patienten mit tumorbedingten Querschnittssyndrom eingeschlossen. Die Patienten erhielten zu 4 festgesetzten Zeitpunkten (Visite 1-4, Tab) Blutabnahmen zu zirkadian normalisierten Zeitpunkten (07:00 und 11:00 Uhr). Ergänzend wurde mittels standardisierter Fragebögen (CRFs) der neurologische und Infektstatus dokumentiert. Die Proben wurden hinsichtlich der immunologisch wichtigen Zellpopulationen analysiert und mittels ANOVA zwischen den Zeitpunkten statistisch ausgewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bislang wurden 13 Patienten (w:m=4:9, Alter: 58±15,9 Ja) eingeschlossen. Histologisch handelte es sich bei allen Patienten um metastatische Wirbelkörperdestruktionen mit epiduraler Kompression. Folgende neurolog. defizite bestanden:1xASIA A, 4xASIA B, 6xASIA C, 2xASIA D. Zwischen Erstdiagnose des Primärtumors und Auftreten der metastatischen Myelonkompression bestanden im Mittel 58±66 Monate. 10 Patienten erhielten eine Chemotherapie, 4 eine Radiatio vor Auftreten der tumorbedingten Querschnittslähmung (Metastasierung/Erstbehandlung des Primärtumores). Vor operativer Intervention bestanden die neurologischen Ausfallserscheinungen im Durchschnitt bereits seit 1 Woche. Es zeigt sich eine zur Normalpopulation verringerte Anzahl der Lymphozyten sowie niedrige Monozytenanzahl (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Granulozyten waren zu allen Zeitpunkten deutlich erhöht. Die HLA-DR Synthese ist deutlich reduziert (grenzwertige-Immunparalyse) und besteht über den gesamten Untersuchungszeitraum fort. Im Verlauf konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Einzelvisiten detektiert werden. Insgesamt waren in 23% der Patienten schwerwiegende bakterielle Infektionen nachweisbar.

Der tumorös-metastatisch bedingte Querschnitt ist analog zur akuten Querschnittverletzung mit einer deutlichen Immundysfunktion vergesellschaftet. Zu welchen Anteilen die Immundepression auf die tumorbedingte Querschnittssymptomatik zurückzuführen ist und welchem Ausmaß durch die iatrogen verstärkt wird, müssen weitere Analysen zeigen. Die Untersuchung dieser Pathomechanismen verfolgt nicht nur das Ziel infektassoziierte Komplikationen zu verringern, sondern auch die körpereigen neurologische Regenerationskapazität zu schützen und die Tumorabwehr zu verbessern.