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Wirbelsäulennahe Infiltrationstherapie zur Klärung von Operationsindikationen – sind die Aussagen der Patienten objektiv messbar und verlässlich?
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Published: | October 23, 2013 |
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Fragestellung: Bei Wirbelsäulenoperationen zur Behandlung chronischer Rückenbeschwerden ist eine sorgfältige präoperative Diagnostik entscheidend für den postoperativen Therapieerfolg. Ein hilfreiches und häufig genutztes diagnostisches Instrument ist die wirbelsäulennahe Infiltrationsstherapie/Stufendiagnostik, bei der eine genaue Beschwerdeeingrenzung und deren Bewertung erfolgen soll und der postoperative Erfolg präoperativ annähernd vorhergesagt werden kann.
Die Bewertung der Infiltrationsergenbisse erfolgt dabei allein aufgrund des subjektiven Empfindens des jeweiligen Patienten zum Zeitpunkt der Befragung. Dieses Vorgehen ist derzeit weit verbreiteter Standard. Weiter ist zu beachten, dass sich auch viele nichtorthopädische Krankheitsbilder in chronischen Rückenschmerzen äußern. Diesem Umstand sollte in der Bewertung der Stufendiagnostik zur operativen Indikationsstellung Rechnung getragen werden.
Ein Messinstrument zur objektiven Erfassung des Behandlungserfolges ist noch nicht beschrieben und steht zur differenzierten Betrachtung der Behandlungsergebnisse nicht zur Verfügung.
Ziel unserer Studie war es, einfach handhabbare und nichtinvasive Instrumente zur Objektivierung des therapeutischen und diagnostischen Effektes der Infiltrationsbehandlung zu erhalten, um so subjektive Angaben zum Therapieerfolg objektiv stützen zu können. Basierend auf den Ergebnissen sollen belastbare Empfehlungen zur weiteren Therapie (konservativ / operativ) gegeben werden können.
Methodik: Patienten mit chronischen Rückenbeschwerden wurden im Rahmen unserer Studie zur Klärung einer Operationsindikation einer wirbelsäulennahen Infiltrationstherapie zugeführt. BV-gesteuert erfolgten gezielte Infiltrationen (Epidural, Facetten, ISG etc.).
Prä- und postinterventionell wurden eine videokontrollierte Laufbandanalyse sowie eine Rasterstereographie des Wirbelsäulenprofils durchgeführt. Die dabei erhobenen Parameter wurden mit den subjektiven Angaben des Patienten abgeglichen (Besserung in Prozent/Verlauf VAS).
Begleitend wurde die Neigung zu Depressivität, gesteigertem Stressempfinden sowie der Tendenz zur Internalisierung/Externalisierung von Kontrollüberzeugungen evaluiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen subjektiver Beschwerdebesserung und Veränderung des Gangbildes / Belastungsprofils besteht. Eine Änderung der Körperhaltung und des Rückenprofils mittels Rasterstereographie ist nicht nachweisbar. Weiterhin ist ein Einfluss psychosomatischer Faktoren auf das Therapieansprechen zu beobachten.
Durch Zusammenschau der Ergebnisse der Gang- und Belastungsanalyse, der subjektiven Angaben des Patienten zur Besserung durch die Infiltrationstherapie und die einwöchige intensive Betreuung des Patienten im Rahmen der Stufendiagnostik kann so in der Regel eine belastbare Operationsindikation gestellt werden.
Als zusätzliche Maßnahme sollte aufgrund unserer Ergebnisse jedoch standardmäßig eine begleitende psychosomatische Beurteilung erfolgen, um Fehlindikationen zu vermeiden.