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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013)

22.10. - 25.10.2013, Berlin

Aseptischer Prothesenwechsel? Ein Trugschluss!

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Klaus Kirschbichler - Orthopädie, BHS Linz, Linz, Austria
  • Walter Gussner - Orthopädie, BHS Linz, Linz, Austria
  • Christian Döttl - Orthopädie, BHS Linz, Linz, Austria
  • Josef Hochreiter - Orthopädie, BHS Linz, Linz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2013). Berlin, 22.-25.10.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocWI19-855

doi: 10.3205/13dkou089, urn:nbn:de:0183-13dkou0891

Published: October 23, 2013

© 2013 Kirschbichler et al.
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Text

Fragestellung: Aseptische Prothesenwechsel stellen den Operateur und das Team immer vor große Herausforderungen. In seltenen Fällen erweist sich der vermeintlich aseptische Wechsel doch als Spät- bzw. Low-Grade-Infekt, als Erreger kommen oft schwer detektierbare Keime, wie zum Beispiel Proprionibakterien, oder andere Biofilmbildner (S. Epidermidis) in Frage. Bisher gelang ein Erregernachweis aus dem Biofilm nur sehr schwer, da sich die Bakterien dort in einer verlangsamten Reproduktionsphase befinden. Mit der Sonikation steht nun eine neue Analysemethode zur Verfügung, um Bakterien schonend mittels Ultraschall aus dem Biofilm zu lösen. Ziel dieser Arbeit war, vermeintlich aseptische Lockerungen als Low-Grade Infekte zu identifizieren.

Methodik: In den Jahren 2011 und 2012 wurden an unserer Abteilung konsekutiv 75 Patienten (75 Implantate) mit aseptischen Lockerungen (39 K-TEP, 33 HTEP, 2 STEP) operiert. Das Durchschnittsalter zum OP-Zeitpunkt betrug 67,5 Jahre, die Survival Rate des Implantats 2,8 Jahre, wobei K-TEP früher revidiert werden mussten (2,5 vs. 3,9 Jahre). 5 Patienten wurden auf Grund einer Kontamination ausgeschlossen. Es wurde präoperativ eine entsprechende Vor-Diagnostik (Röntgen, 3-Phasen Szintigraphie, Punktion des Gelenks, Labor) durchgeführt, um eine sichere Indikation für den aseptischen Prothesenwechsel zu erhalten. Intraoperativ wurde die single-shot Antibiose erst nach Explantation der Prothesenanteile verabreicht, die Prothese selbst wurde in sterile Boxen verpackt und am selben Tag zur mikrobiologischen Analyse (10d Bebrütung) mittels Sonikation gebracht. Alle Patienten erhielten bis zur Auswertung ein Cephalosporin der 2. Generation. Die Zusammenarbeit erfolgte mit der uns betreuenden Mikrobiologie (XXX).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei unserem Patientengut (70 Patienten) gelang mittels Sonikation bei 7 Implantaten eine positiven Erregernachweis. In 5 Fällen wurde ein S. Epidermidis, in 2 Fällen ein P. Acnes nachgewiesen. Diese Patienten galten postoperativ als einzeitige Wechsel (Typ 1 nach AAOS) und wurden gemäß dem endgültigen Antibiogramm (10d Bebrütung) mit einer Langzeitantibiose (min. 14d. i.v., insgesamt 3 Monate) versorgt. Bei sensiblen S. Epidermidis wurde Rifampicin verabreicht. Bis zum heutigen Zeitpunkt waren die Patienten bei den Nachuntersuchungen (mind. 6 Wochen) klinisch und laborchemisch infektfrei.

Die Sonikation eignet sich als probates Mittel, aseptische Lockerungen von Spätinfektionen zu unterscheiden. Da der Erregernachweis direkt aus dem Biofilm heraus gelingt, ist es auch sinnvoll, entsprechende biofilmwirksame Antibiotika, wie z.B. Rifampin, zur weiteren Therapie zu verabreichen, um Biofilmbildner, wie z.B. S. Epidermidis, wirksam zu bekämpfen. Einschränkend ist zu erwähnen, dass erst 5-7 Tage nach der OP (vorliegen des ersten Antibiogramms) mit der spezifischen Antibiose begonnen werden konnte.