Article
Zweizeitiges Vorgehen beim distal gestielten Suralislappen
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2012 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Bei kleinen und mittleren Defekten des distalen Unterschenkels, der Knöchel- und der Fußregion gehört der distal gestielte Suralislappen zum Standardverfahren der rekonstruktiven Unfallchirurgie. Zunehmend wird dieser auch für sehr große, der freien Lappenplastik vorbehaltene Defekte angewendet. Unterschieden wird das einzeitige versus zweizeitige Vorgehen, bei welcher nach Hebung des Lappens dieser in der Spenderregion refixiert und nach 5-10 Tagen transpositioniert wird. Fraglich ist der Nutzen insbesondere der Konditionierung des retrograden venösen Abflusses gegenüber dem operativen Mehraufwand.
Methodik: Wir führten eine retrospektive Erhebung durchgeführter Suralislappenplastiken in ein- und zweizeitiger Technik durch.
Hierzu wurden 28 Patienten (20 männlich, 8 weiblich, Durchschnittsalter 39,6) nachuntersucht, die zwischen 2005 und 2011 mittels distal gefäßgestieltem Suralislappen operativ versorgt wurden.
Untersucht wurden Ursache, Größe, Lokalisation, Behandlungsdauer und Komplikationen der Behandlung unter Berücksichtigung des ein- oder zweizeitigen Verfahrens.
Ergebnisse: In 25 Fällen wurde ein fasziokutaner, in 3 Fällen ein lipofaszialer Lappen durchgeführt mit einer Defektgröße von 12 bis 170 cm2. Akute Verletzungen bestanden bei 19 Patienten, bei 11 zusätzlich eine Fraktur, in 8 Fällen isoliert schwere Decollmentverletzungen, in 9 Fällen chronische Defektwunden. Die Fälle wurden weiterhin nach Lokalisation, Risikofaktoren, Liegedauer und Anzahl der Operationen aufgeschlüsselt.
Bei 21 Patienten wurde die Suralislappenplastik einzeitig durchgeführt. Dabei zeigte sich in 7 Fällen eine massive venöse Stauung des Lappens mit folgender Rückverlagerung. Unter diesen fand sich in 5 Fällen nach Rückverlagerung ein zufriedenstellendes Ergebnis, in 2 Fällen entwickelte sich eine nahezu vollständige Nekrose der Lappenplastik.
Bei 8 Patienten erfolgte die Suralislappenplastik primär zweizeitig. Eine komplette Nekrose ergab sich hier in keinem Fall. Bei einem Patienten mit sehr großer Deckungsfläche (Deglovement nahezu des gesamten Fußes) fanden sich Grenzperfusionsprobleme mit Nekrosen von ca. 15% der distalen Lappenanteile.
Schlussfolgerungen: Der distal gestielte Suralislappen ist mittlerweile ein Standardwerkzeug der rekonstruktiven Unfallchirurgie zur Defektdeckung an Unterschenkel und Fuß. Unter Beachtung einer ausreichenden Stielbreite (3-4cm), einer möglichst geringen Torquierung und einer angemessenen Lappengröße finden sich zufriedenstellende Ergebnisse auch in einzeitiger Technik. Bei venöser Stauung kann die sofortige temporäre Rückverlagerung des Lappens in sein altes Lager in vielen Fällen eine komplette Nekrose abwenden.
Insbesondere bei sehr großem Lappen, großer Stieldrehung, komplizierenden Nebenerkrankungen oder bereits intraoperativ suspektem Befund empfiehlt sich ein primär zweizeitiges Vorgehen. Damit kann eine Konditionierung des retrograden venösen Abflusses erreicht und bei überschaubarem Mehraufwand die Erfolgsaussicht erheblich gesteigert werden.