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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Dorsoventrale Rekonstruktion der posttraumatischen, angulären Hyperkyphose beim älteren Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Patrick Hahn - St. Anna-Hospital, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie, Herne, Germany
  • Martin Komp - St. Anna-Hospital, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie, Herne, Germany
  • Semih Oezdemir - St. Anna-Hospital, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie, Herne, Germany
  • Harry Merk - Universitätsklinikum Greifswald, Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Greifswald, Germany
  • Georgios Godolias - St. Anna-Hospital Herne, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Herne, Germany
  • Sebastian Ruetten - St. Anna-Hospital, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Schmerztherapie, Herne, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI46-1512

doi: 10.3205/12dkou255, urn:nbn:de:0183-12dkou2558

Published: October 2, 2012

© 2012 Hahn et al.
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Fragestellung: Verletzungen der Wirbelsäule beim älteren Patienten können primär oder sekundär zu einer angulären Hyperkyphose führen. Hierdurch kann eine Störung der sagittalen Balance mit Schmerzen, Immobilität oder neurale Schädigungen auftreten. Operationen erfordern situationsabhängig ein dorsales und ventrales Vorgehen. Es handelt es sich um belastende Operationen, die beim älteren Patienten verminderte Knochendichte und Komorbidität zu berücksichtigen haben. Ziel der prospektiven Studie war die Bewertung der Operation derartiger Hyperkyphosen beim älteren Patienten unter Berücksichtigung des Rekonstruktionsergebnisses und der Invasivität des Eingriffes.

Methodik: 58 Pat. (Alter mind. 65) mit posttraumatischer, angulärer Hyperkyphose (> 25° bei Belastung) wurden 2008–2011 operiert. Der Zeitraum nach Verletzung betrug 3–24 Monate. Bei 19 Pat. bestanden bildgebend neurale Schädigung, bei 16 Pat. klinisch symptomatisch. Alle Pat. wiesen eine dekompensierte sagittale Balance auf. Mit Funktions-/Hypomochlionaufnahmen wurde die Flexibilität ventral/dorsal bewertet. Alle Pat. wurden von dorsal mit mindestens 2 Segmenten kranial/kaudal meist mit PMMA-Augmentation versorgt. Die ventrale einzeitige (17x) oder zweizeitige (41x) Versorgung erfolgte durch Standardzugänge (12x Lumbotomie, 7x Thorakolumbophrenotomie, 25x Thorakotomie) oder Kostotransversektomie (14). Wenn möglich wurde eine additive ventrale Verplattung angestrebt (32x). In Abhängigkeit von der Flexibilität wurde ein dorsales (49x) oder ventrales Release (2x) durchgeführt. 45 Patienten konnten über eine Zeitraum von 24 Monaten nachuntersucht werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es traten folgende Komplikationen auf: 2 Todesfälle, 7 dorsale Wundheilungsstörung, 8 Pleuraergüsse, 2 Pneumonien, 1 Thrombose, 1 Herzinfarkt, 1 TIA. Zusätzlich zeigten sich 4 Todesfälle > 6 Monate nach Operation. Alle Pat. berichteten über eine signifikante Verbesserung der Schmerz- und Mobilitätssituation. Die sagittale Balance wurde in 42 Fällen normal oder kompensiert (33x) hergestellt. In allen Fällen konnte die neurologische Symptomatik mind. verbessert werden. 38 Patienten zeigten im Verlauf einen Korrekturverlust (29x < 5°, 9x > 5°). 1 Pat. wurde aufgrund Versagens des ventralen Implantates dorsoventral revidiert, 3x traten dorsale End-/Anschlussfrakturen auf, die 1x dorsal revidiert wurden. 42 Pat. würden den Eingriff erneut durchführen lassen.

Die posttraumatische, anguläre Hyperkyphose beim älteren Patienten kann zu erheblichen Einschränkungen führen. Trotz Invasivität wird mit den beschriebenen Operationsverfahren ein suffizientes Ergebnis erreicht. Eine erhöhte Komplikationsrate ist zu beachten. Biomechanisch muss eine suffiziente dorsale und ventrale Versorgung angestrebt werden. Ein eigenständiges ventrales Release erscheint bei diesem Patientengut seltener erforderlich. Es ist zu betonen, dass bei diesem Patientengut die Alternative häufig die vollständige Immobilisation mit all ihren Folgen sein kann.