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Prediktive Rolle des löslichen IL-6 Rezeptor (sIL-6R) und “Transsignaling-Ratio” (TSR) als frühe prognostische Marker für SIRS und Mulitorganversagen nach Polytrauma
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Published: | October 18, 2011 |
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Fragestellung: Signifikante Änderungen der sIL-6R Konzentration wurden bei Sepsis, Autoimmun- und Tumorerkrankungen nachgewiesen. Die pathophysiologische Bedeutung des sIL-6R nach Trauma ist bis heute ungeklärt. Mittels des Transsignaling Mechanismus kann der IL-6/sIL-6R Komplex gp130 exprimierenden Zellen aktivieren, welche normalerweise nicht durch das IL-6 Zytokinsystem reguliert werden. Das Ziel unserer Studie war die Bestimmung der frühen sIL-6R Serum Konzentrationen und TSR sowie deren funktionellen Bedeutung für die Inzidenz eines SIRS, Organversagens oder dem Versterben nach schwerem Polytrauma.
Methodik: Serumproben von 29 Polytraumata (f/m:13/16, Alter:48±18,7Jahre) wurden 0/6/24/48/72/96h nach Einlieferung abgenommen. Einschlusskriterien waren Alter≥18, ISS≥25, PTSII-IV, Aufnahme<2h und Verlegung <6h nach Unfall (Therapie freies Intervall <30 min). Die Änderungen der IL-6 und sIL-6R Konzentration im Serum wurden mittels ELISA bestimmt und die “Transsignaling-ratio”( sIL-6R/IL-6=TSR) berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei Aufnahme lag der mittlere ISS- und PTS-Score bei 43,8±12,7 bzw. 53,5±19,8. Die Patienten wurden 22,9±17,6 Tage intensivmedizinisch behandelt. Dabei entwickelten 51,7% ein Organversagen und 41.4% verstarben 4,17±6,34 Tage nach Unfall. Die sIL-6R Konzentrationen (21,8-31,3ng/ml) lagen während des gesamten Studienzeitraumes unterhalb der bekannten physiologischen Grenzwerte (80-120ng/ml). Die Konzentrationsänderungen zu den einzelnen Untersuchungszeitpunkten wurden miteinander verglichen, wobei überlebende Patienten einen signifikanten Anstieg (Wilcoxon-/Mann-Whitney Test) der sIL-6R Konzentration nach 24h (p=0,04), 72h (p=0,02), 96h (0,001) und Abfall nach 48h (p=0.02) zeigten. Eine erniedrigte sIL-6R Konzentration mit erhöhten Inzidenz des SIRS (p=0,01) konnte nach 6h nachgewiesen werden. Die TSR Kinetik bei Überlebenden verhielt sich analog des sIL-6R Verlaufes (0/6h; p=0,005, 24/48h; p<0,001, 48/72h; p<0,001, 72/96h; p=0,03). Höhere TSR-Werte 6h nach Aufnahme waren mit einer höheren Inzidenz des Organversagens assoziiert (p=0,03). Verstorben Patienten zeigten im gesamten Untersuchungszeitraum keine signifikanten Änderungen der sIL-6R und TSR.
Die sIL-6R Konzentration und TSR scheinen frühe prognostische Marker für SIRS und Organversagen nach schweren Polytrauma zu sein. Die quantitative Bestimmung der Kinetik des sIL-6R und der TSR gemeinsam mit IL-6 könnten somit zur prediktiven Einschätzung des klinischen Verlaufes und Vermeidung eines 2nd hit herangezogen werden. Der funktionelle Zusammenhang zwischen IL-6, sIL-6R und TSR und konsekutiven Organversagen, SIRS und dem Überleben unterstreichen die potentielle kausal pathogenetische Rolle dieser Zytokine für Progression/ Eskalation der Trauma-induzierten Inflammation. Zukünftige immunmodulatorische Studien, welche eine Reduktion der IL-6, sIL-6 Expression zum Ziel haben, könnten therapeutisch vielversprechend sein und zum Verständnis dieser Regulationsmechanismen beitragen.