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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

25. - 28.10.2011, Berlin

Polytrauma – ist das Leben dann vorbei? Entwicklung der Lebensqualität im ersten Jahr

Meeting Abstract

  • A. Ernstberger - Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • E. Lautenschlager - Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • C. Boese - Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany
  • M. Nerlich - Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung für Unfallchirurgie, Regensburg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 25.-28.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DocWI60-1507

doi: 10.3205/11dkou376, urn:nbn:de:0183-11dkou3762

Published: October 18, 2011

© 2011 Ernstberger et al.
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Fragestellung: Ein Unfall mit hoher Verletzungsschwere - eine Polytraumatisierung - ist für die Person, welcher er widerfährt, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch ein Ergeignis, welches nicht ohne Spuren vorüber geht.

Bisherige Studien zeigen, dass die Lebensqualität zum Zeitpunkt 12 Monate post Trauma im Vergleich zur Normalbevölkerung signifikant schlechter bewertet wird (Polo-Chart/SF36).

Über den Verlauf innerhalb des ersten Jahres gibt es bisher wenige Erkenntnisse.

Wie verhält sich die Lebensqualität eines Polytraumatisierten innerhalb des ersten Jahres?

Kann ggf. mit dem Wissen um die Entwicklung der Lebensqualität die Patientenführung verbessert werden?

Methodik: Im Rahmen der Polytrauma-Nachsorge eines überregionalen Traumazentrums wurden die Patienten in einem 12 Monats-Zeitraum mit dem Polo-Chart, der Posttraumatischen Stress-Skala (PTSS-10) und weiteren Fragebögen untersucht.

Die Lebensqualität wurde zu den Zeitpunkten T0 (vor stat. Entlassung), T1 (6-Wo-Kontrolle), T2 (3-Mo-Kontrolle), T3 (6-Mo-Kontrolle), T4 (9-Mo-Kontrolle) und T5 (12-Mo-Kontrolle) erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 119 Fragebögen standen zur Auswertung zur Verfügung. Bei der Betrachtung des SF36 zeigten die Skalender körperlichen Funktionsfähigkeit, körperlichen Schmerzen, Vitalität und des psychischen Wohlbefinden als auch für den PTSS absolute Minima zum Zeitpunkt 0.

Im Verlauf verbesserten sich die Patienten in diesen Skalen und dem PTSS von Untersuchungszeitpunkt zu Untersuchungszeitpunkt. Beim Vergleich zwischen Zeitpunkt 0 und T3, ebenso zwischen 0 und T5 war die Verbesserung signifikant (p<0,05). Kein signifikanter Unterschied bestand hingegen beim Vergleich zwischen T3 und T5.

Das gleiche Ergebnis wurde bei der Einschätzung des subjektiven Gesundheitszustandes sichtbar.

Die Skala allgemeine Gesundheit zeigte nach einer Verbesserung in T1 gegenüber dem Zeitpunkt 0 ein Einschätzungstief zwischen T2 und T4. Erst T5 übertraf alle anderen Erhebungen positiv.

Die Skala des psychischen Wohlbefindens erreichte als einzige Skala nach 12 Monaten den Wert der Normalbevölkerung.

Im PTSS waren 6,6% der Patienten hochauffällig. Im Patientengespräch in der Sprechstunde waren diese Patienten ebenfalls auffällig. Sie befinden sich ausnahmslos in psychiatrischer/psychologischer Therapie.

Der polytraumatisierte Patient zeigt innerhalb des ersten Jahres post Polytrauma in vielen Bereichen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität eine stetige Verbesserung, bleibt aber im Vergleich zur Normalbevölkerung, außer beim psychischen Wohlbefinden, nach einem Jahr unterdurchschnittlich.

Die Verbesserungen zeigen für das erste Halbjahr einen steilen, signifikanten Anstieg, für das zweite Halbjahr eine Abflachung mit nur noch trendhfter Verbesserung - äquivalent zu den physischen Fortschritten. In der Praxis zeigt sich das Wissen um diesen Verlauf hilfreich bei der Patientenführung.