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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie, 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie

25. - 28.10.2011, Berlin

Einfluss des Keimspektrums nach traumatischer Amputation und 3° offener Fraktur auf die initiale Antibiotikatherapie

Meeting Abstract

  • M. Giesecke - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • C. Becker - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • K.-D. Schaser - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • C. Kleber - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, AG Polytrauma, Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie. 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, 97. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, 52. Tagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie. Berlin, 25.-28.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. DocWI37-1368

doi: 10.3205/11dkou207, urn:nbn:de:0183-11dkou2070

Published: October 18, 2011

© 2011 Giesecke et al.
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Fragestellung: Der klinische Verlauf schwerer traumatischer Weichteilverletzungen wird maßgeblich durch das Auftreten von Infektionen und damit suffizienten chirurgischen und antibiotischen Therapie beeinflusst. In der vorliegenden Studie wurde das Keimspektrum von Wundinfektionen schwerster Weichteiltraumata erfasst und die Suffizienz der kalkulierten Antibiotikatherapie und deren Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf untersucht.

Methodik: 51 Patienten mit 3° offenen Frakturen (n=30), traumatischen Amputationen (n=16) und ausgedehnten Décollementverletzungen (n=5) wurden retrospektiv untersucht. Neben den gesamten mikrobiologischen Befunden (Wundabstrich, Gewebe), wurden die applizierte Antibiotikatherapie, die Dauer des Krankenhausaufenthalts sowie Art und Anzahl der durchgeführten Operationen erfasst. Die Statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-Test (p<0,05, PASW Statistics19.0).

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 17,6% der Patienten waren weiblich (n=9, Alter 37,5 Jahre ±13,4). 31 (62%) Patienten waren polytraumatisiert (ISS>15), wovon 27 (52,9%) ein schweres Polytrauma (ISS>25) erlitten hatten (ISS 24,7±13, PTS 34,8±20,6). In 70,6% (n=36) lag eine Wundinfektion (positiver mikrobiologischen Keimnachweis) vor. 54,9% (n=28) der Fälle zeigten eine akute Infektion (< 14 Tage nach Trauma), wobei in 17,6% eine Mischinfektion (>1 Erregerspezies/Wundabstrich) und in 21,6% Pseudomonaden nachgewiesen werden konnten. Im gesamten Behandlungszeitraum stieg die Inzidenz der Mischinfektion auf 37,3% und die der Pseudomonadeninfektion auf 27,5% an. Alle 51 Patienten wurden mittels kalkulierter Antibiotikatherapie behandelt. Diese zeigte sich nach Keimnachweis in 45,1% (n=23) als nicht Resistogramm gerecht. Dies waren signifikant häufiger Patienten mit einer Misch- oder Pseudomonadeninfektion (p=0,0001). Weiterhin mussten Patienten mit einer Pseudomonadeninfektion signifikant häufiger mit Vakuum- Verbänden behandelt werden (p=0,03). Traumatische Amputationen, 3° offene Frakturen und ausgedehnte Décollementverletzungen brauchen aufgrund des speziellen Keimspektrums (Gram-negative Infektionen) eine adaptierte kalkulierte Antibiotikatherapie. Die gängige traumatologische Antibiotikaprophylaxe ist vor allem gegen Gram-positive Erreger gerichtet und erfasst einen relevanten Anteil der Erreger nicht. Aufgrund des nachgewiesenen Keimspektrums für die obig genannten Verletzungen empfehlen wir eine Kombinationsantibiotikatherapie aus einem Cephalosporin und einem Chinolon oder Aminoglykosid. Dies kann in Zukunft neben einer Reduktion der Infektionsrate zu einer Kostensenkung durch Reduktion der notwendigen Revisionsoperationen und Verkürzung des Krankenhausaufenthalts führen. Diesbezüglich sind weitere prospektive Untersuchungen zur Anwendung einer erweiterten kalkulierten Antibiotikatherapie notwendig. Eine Selektionierung resistenter Bakterienstämme und potentielle Arzneimittelnebenwirkungen sollten dabei berücksichtigt werden.