Article
Bei Patienten mit schweren neurologischen Defiziten trägt die Stärke der Infiltration ihres Bandscheibengewebes mit Vorläufern dendritischer Zellen zur Vorhersage des postoperativen Genesungsverlaufs bei: Ergebnisse einer prospektiven Untersuchung
Search Medline for
Authors
Published: | October 18, 2011 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Eine Abwehrreaktion gegenüber sequestriertem Bandscheibenkerngewebe gilt als ein Risikofaktor für die Manifestation eines Postdiskotomiesyndroms (PDS). Die Menge an sequestriertem Bandscheibenkerngewebe, das die Nervenwurzel irritiert, bedingt nicht nur das Ausmaß der neurologischen Defizite, sondern gilt auch als eine Voraussetzung für die Auslösung einer Abwehrreaktion. Beim Menschen sind zwei verschiedene Vorläufertypen dendritischer Zellen (DZs), nämlich die CD14+CD11c+myeloiden DZs (MDZs) und die CD4+CD123+plasmazytoiden DZs (PDZs), in der Lage, eine Aktivierung von CD4+T Helfer (TH) Zellen und damit eine Abwehrreaktion auszulösen. Die Zielsetzung der vorliegenden prospektiven Studie bestand darin, zu überprüfen, ob das Ausmaß der präoperativen neurologischen Defizite in direkten Zusammenhang mit (a) der Anzahl der MDZs, PDZs und CD4+TH Zellen, die das Bandscheibengewebe infiltrieren und (b) dem postoperativen Genesungsverlauf gebracht werden kann.
Methodik: In Rahmen der prospektiven Studie wurden elf Patienten mit einem Freien Sequester unmittelbar vor, während und in zwölfmonatigem Abstand zur Nukleotomie untersucht. Während die Patienten präoperativ einer neurologischen Untersuchung unterzogen wurden, wurde ihr operativ entferntes Bandscheibengewebe gewogen und über einen Zeitraum von 150 Minuten enzymatisch verdaut. Die Zellen in dem Überstand, der durch Zentrifugation von den Bandscheibengeweberesten getrennt wurde, wurden gezählt und mit Fluorochrom-markierten Antikörpern (CD123, CD11c, HLA-DR, CD4, CD14, CD45RO) angefärbt und anschließend mit einem Durchflusszytometer analysiert. Postoperativ wurden die Patienten einer neurologischen und psychometrischen Untersuchung unter anderem mit dem SF 36 unterzogen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Bandscheibengewebe der Patienten mit einer schweren Beeinträchtigung der Muskelfunktion (Kraftgrad 2 und 3) wurde im Unterschied zu den Sequestern der Patienten mit einer leichten Beeinträchtigung der Muskelfunktion (Kraftgrad 4 und 5) durch einen signifikant größeren Anteil an PDZs (28.01%) und aktivierten CD4+TH Zellen (3.56%) infiltriert (p<0.05). Die stärkere Infiltration des Bandscheibengewebes der Patienten mit einer schweren Beeinträchtigung der Muskelfunktion durch PDZs ging postoperativ einher mit dem Fortbestehen der neurologischen Defizite und einer wahrgenommenen Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens. Die Ergebnisse der vorliegenden prospektiven Studie deuten daraufhin, dass die PDZs die Funktion einer antigenpräsentierenden Zelle nur bei Patienten mit schweren neurologischen Defiziten ausüben, da nur die Sequester dieser Patientenstichprobe signifikant stärker durch PDZs infiltriert wurden und nur bei dieser Patientenstichprobe die Beeinträchtigung der Muskelfunktion postoperativ signifikant länger anhielt. Weitere Studien sind erforderlich, um zu untersuchen, ob die PDZs in der Lage sind, über eine Aktivierung von CD4+TH Zellen zum Fortbestehen neurologischer Defizite bei dieser Patientenstichprobe beizutragen.