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Manualmedizinische Ausbildung von Studenten für Studenten: eine prospektiv-randomisierte Nachhaltigkeitsstudie
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Durch die Verwendung von Peer-Teaching als innovatives Lehrkonzept bei der Vermittlung praktischer „skills“ kann dem bestehenden Ressourcenmangel universitätsmedizinischer Einrichtungen entgegengesteuert werden. Ein entscheidender Indikator für Lehrqualität ist dabei die Nachhaltigkeit des vermittelten Wissens. Ziel der Studie war die Erfassung des verbliebenen Wissenstandes ein Jahr nach manualmedizinischem Basiskurs, vergleichend nach Peer-Teaching sowie nach ärztlicher Lehre.
Methodik: Es wurden im SS 2008 43 Studenten (m=12, w=31; Alter=23,3 Jahre; Semester=6,9) in diese prospektiv-randomisierte Studie aufgenommen und entweder von manualtherapeutisch ausgebildeten Ärzten (Doktoren-Gruppe, DG, n=15), von ärztlich eingewiesenen Studenten nach Selbststudium (Studenten-Gruppe, SG, n=15) oder von Peer-Tutoren (1:1 direkte Wissensweitergabe, PG, n=13) unterrichtet. Die freiwilligen studentischen „Dozenten“ der SG erhielten nach theoretischer Einweisung eine Demonstration von 10 Griffen an Wirbelsäule und Becken. Eine einwöchige Vorbereitungszeit mit entsprechender Lektüre wurde eingeräumt. Der Unterricht umfasste zwei Termine mit einem Theorie- und Praxis-Teil. Das Erlernte wurde als theoretische Prüfung (MC, max. 10 Punkte) sowie als praktische Prüfung (objective structured clinical examination (OSCE), Diagnostik an HWS/ISG + 4 Griffe)) eine Woche (p1) nach dem Unterricht abgefragt. Die Ausführung der Griffe wurde nach dem Schulnotensystem (1–6), die Diagnostik nach Punkten (0–6) bewertet. Nach durchschnittlich 11,4 Monaten (p2) wurden die Studierenden auf identische Weise geprüft.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Abfrage der Theorie zur Manuellen Medizin mittels MC-Fragen zeigte abnehmende Punktzahlen (p1 vs. p2; Punkte) der Gruppen SG (6,5 vs. 5,1; p=0,003) und DG (6,5 vs. 5,2; p=0,008), während für die PG (6,5 vs. 5,3; p=0,151) die Abnahme des theoretischen Wissens nicht signifikant war. Die durchschnittliche Manipulationsnote verschlechterte sich (p1 vs. p2; Note) bei den Gruppen SG (3,1 vs. 4,1; p=0,002) und DG (2,9 vs. 3,8; p=0,002). Die manipulativen Fähigkeiten der PG (3,5 vs. 4,0; p=0,185) konnten dagegen auf niedrigem Niveau aufrechterhalten werden. Die diagnostischen Fähigkeiten aller Gruppen reduzierten sich innerhalb eines Jahres signifikant (p1 vs. p2; Punkte): SG (3,9 vs. 2,1; p<0,001), DG (4,5 vs. 3,4; p=0,016) und PG (4,4 vs. 3,1; p=0,041). Signifikant unterschiedliche Prüfungsergebnisse zwischen den einzelnen Gruppen ergaben sich weder für die erste (p1) noch zweite Prüfung (p2).
Peer-Tutoren können komplexe praktische und theoretische Fähigkeiten der Manuellen Medizin vermitteln. Nach einem Jahr ist in allen Kategorien ein deutlicher Wissensabfall der manualmedizinischen Inhalte zu verzeichnen. Eine Abhängigkeit zur initialen Lehrform besteht dabei nicht. Welchen Einfluss Kursumfang oder Refresher-Einheiten auf die Nachhaltigkeit des vermittelten Wissens haben, sollte weiter untersucht werden.