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Das Internet – eine unterschätzte Therapieoption bei Patienten mit idiopathischer Skoliose?
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Das Internet gewinnt zunehmend an Bedeutung für die moderne Medizin. Krankheitsspezifische Portale wie Skoliose-op.info bieten die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches sowie der schnellen und ausführlichen Informationsbeschaffung zu praktizierenden Spezialisten (Kliniken, Ärzte, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker). Eigene Beobachtungen lassen vermuten, dass solch eine Plattform auch einen positiven Effekt auf den perioperativen Verlauf hat. Ziel dieser Studie war es, den Effekt einer krankheitsspezifischen Internetplattform auf die postoperativen klinische Ergebnisse bei Patienten mit idiopathischer Skoliose zu evaluieren.
Methodik: 160 Patienten mit Skoliose waren bereit einen Fragebogen, welcher unter anderem den validierten SRS-22 Fragebogen für Skoliosepatienten enthielt, auszufüllen. Von diesen 160 Patienten erfüllten 27 Patienten alle Einschlusskriterien (Diagnose einer idiopathischen Skoliose, Zustand nach operativer Therapie zwischen 2002 und 2008, Alter 21 und jünger). Es wurden 2 Gruppen gebildet. Gruppe 0 bestand aus Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation nicht Mitglied bei Skoliose-op.info waren und Gruppe 1 bestand aus Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation Mitglied bei Skoliose-op.info waren. Analysiert wurden neben demographischen Daten (Alter, Geschlecht), Die Anzahl der behandelnden Kliniken, die Anzahl der Orthopädenwechsel sowie die fünf Kategorien des SRS-22 Fragebogens (Funktion, Schmerz, körperliche Eigenwahrnehmung, mentale Gesundheit, Zufriedenheit). Die statistische Analyse erfolgte mittes T-Test für unverbundene Gruppen.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: 24 Patienten (89%) konnten einer der beiden Gruppen zugeordnet werden (Gruppe 0 = 13 Patienten; Gruppe 1 = 11 Patienten). Die Gruppen glichen sich bezüglich Alter zur Operation, Geschlecht sowie prä- und postoperativen Cobb-Winkel. Keine signifikante Varianz konnte in der Anzahl der operierenden Kliniken oder der Anzahl der Orthopädenwechsel allgemein sowie postoperativ gefunden werden. Patienten der Gruppe 1 hatten erkennbar bessere Werte in den Kategorien Schmerz (4,3 vs. 3,6; Minimum = 1 / Maximum = 5) und Zufriedenheit 4,5 vs. 3,8. Diese Werte waren jedoch aufgrund der kleinen Gruppengröße statistisch nicht signifikant.
Das Internet hat bei Patienten mit idiopathischer Skoliose neben der Möglichkeit des Erfahrungsaustausches und der Informationsbeschaffung vermutlich auch einen therapeutischen Effekt. Studien mit größerem Patientengut werden uns bessere Antworten auf diese Frage bieten können.