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Publikationsrate der wissenschaftlichen Beiträge vom Deutschen Orthopädenkongress
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: In Zeiten steigender nationaler und internationaler Kongressaktivitäten stellt sich die Frage nach der wissenschaftlichen Qualität eines Kongresses. Vereinzelt finden sich Untersuchungen zu den Publikationsraten von Kongressen, allerdings bislang nicht für den jährlichen damaligen Deutschen Orthopädenkongress (jetzt Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie). Ziel dieser Arbeit war es, die Publikationsrate für diesen Kongress zu bestimmen und ihn qualitativ im Vergleich zu anderen orthopädischen internationalen Kongressen einzuordnen.
Methodik: Um einen ausreichend langen Nachbeobachtungszeitraum (5 Jahre) zu gewährleisten, wurde der somit frühest mögliche Deutsche Orthopädenkongress aus dem Jahr 2003 ausgewählt. Alle 664 Abstracts der bei diesem vorgestellten wissenschaftlichen Vorträge und Poster wurden eingeschlossen. Untersucht wurden die Publikationsrate der Abstracts in peer-reviewed Journals innerhalb von 5 Jahren nach Kongress, die Konsistenz zwischen Abstract und Veröffentlichung, der Evidenzlevel sowie Studienart und -merkmale der Abstracts.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die Publikationsrate des Deutschen Orthopädenkongresses 2003 beträgt 37% (mittlere Zeitspanne zwischen Kongress und Publikation 14 Monate; mittlerer Impact-Faktor zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 1,56; Veröffentlichung deutschsprachig 35%, englischsprachig 65%). Davon wurden 19% bereits vor dem Kongress veröffentlicht. 14% der im Verlauf publizierten Abstracts wurden in der Zeitschrift für Orthopädie und ihre Grenzgebiete veröffentlicht, 7% in Der Orthopäde. Statistisch fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Publikationsraten von Vorträgen und Postern. Experimentelle Studien wurden signifikant häufiger als klinische Studien veröffentlicht (p<0,01). Klinische Studien hoher Qualität (Evidenzlevel 1 und 2) zeigten eine signifikant höhere Publikationsrate als solche geringerer Qualität (Evidenzlevel 3 und 4) (p=0,033). Randomisierte Studien hatten höhere Publikationsraten als nicht-randomisierte, prospektive höhere als retrospektive. Arbeiten mit einem signifikanten Gesamtergebnis wurden häufiger veröffentlicht als Arbeiten mit einem nicht-signifikanten Ergebnis (p=0,03). In 68% der Publikationen enthielt diese einen zusätzlichen neuen Autor. Der Erstautor des Kongressabstracts war bei 82% der Publikationen auch Erst- oder Letztautor. In einem Fall waren Aussage des Abstracts und Aussage der Publikation inhaltlich entgegengesetzt.
Die Publikationsrate des Deutschen Orthopädenkongresses 2003 innerhalb von 5 Jahren zeigte mit 37% ein ähnlich gutes Ergebnis wie der Kongress der American Academy of Orthopaedic Surgeons mit Publikationsraten von 46% (1990–1992) bzw. 34% (1996) innerhalb von 4 bis 6 Jahren nach Kongress. Dies spiegelt damit die relativ hohe Qualität der wissenschaftlichen Aktivitäten innerhalb der deutschsprachigen Orthopädie wider. Zu diskutieren wäre das Schicksal der 63% Abstracts und ihrer wissenschaftlichen Bedeutung, die nicht veröffentlicht wurden.