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Endoskopische Metallentfernung nach ISG-Schraubenfixation am hinteren Beckenring
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die Stabilisierung des hinteren Beckenringes mittels ISG-Schrauben in der Technik nach Matta ist ein anerkanntes Verfahren in der Behandlung von instabilen Beckenfrakturen. Allerdings wird durch die transartikuläre Lage der Schraube das entsprechende Iliosakralgelenk dauerhaft blockiert, weswegen eine Metallentfernung indiziert sein kann. Die Metallentfernung ist jedoch aufgrund der glutalen Muskelmasse nicht immer einfach und benötigt oftmals lange Durchleuchtungszeiten, besonders wenn die optional verwendete Unterlagscheibe ebenfalls entfernt werden soll. In der vorliegenden Arbeit wurde daher untersucht, inwieweit sich die OP- und die Durchleuchtungszeiten für die Schraubenentfernung durch eine endoskopische Metallentfernung unter Sicht des Schraubenkopfes und der Unterlagscheibe gegenüber dem konventionellen Verfahren verändert.
Methodik: Im Zeitraum von 1/05 bis 12/09 wurden alle isolierten Metallentfernungen von ISG-Schrauben in die Untersuchung eingeschlossen. Für die endoskopische Operation wurde das sog. Markraumendoskop der Firma Wolf-Endoskope (Knittlingen) eingesetzt. Die konventionelle Entfernung erfolgte percutan unter Durchleuchtungskontrolle. Die endoskopische Metallentfernung erfolgte ebenfalls percutan durch Platzierung des Endoskops unter Sicht über dem Schraubenkopf mit nachfolgender Entfernung von Schraube und Unterlagscheibe unter endoskopischer Kontrolle. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich Komplikationen, OP-Zeit und Durchleuchtungszeit verglichen. Die statistische Analyse der Daten erfolgte mittels Students-T-Test. Das Signifikanzniveau wurde mit p<0,05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Im Untersuchungszeitraum wurden 42 Schrauben endoskopisch entfernt (Gruppe A) . 40 Schrauben (Gruppe B) waren konventionell entfernt worden. Die durchschnittliche OP-Zeit in Gruppe A betrug 32 (12–70) Minuten und 28 Minuten (11–95) in Gruppe B. Der Zeitunterschied war statistisch nicht signifikant (p>0,05). Die Durchleuchtungszeit für die konventionelle Schraubenentfernung lag bei durchschnittlich 160 Sekunden und war signifikant länger, als in der endoskopischen Gruppe (p=0.01). In einem Fall der endoskopischen Gruppe musste auf konventionelle Entfernung umgestiegen werden, da der Schraubenkopf beim rückschneiden der Kortikalis am Os ilium abbrach und die Schraube daher endoskopisch nicht mehr zu bergen war. Postoperative Komplikationen im Sinne von Wundheilungsstörungen, Hämatomen oder neurologischen Störungen traten in keiner der beiden Gruppen auf.
Die endoskopische Metallentfernung von ISG-Schrauben führt tendenziell zu einer minimalen, statistisch jedoch nicht signifikanten Verlängerung der OP-Zeit. Die intraoperative Strahlenbelastung für OP-Team und Patient kann durch die endoskopische Entfernung signifikant reduziert werden. Sofern ein entsprechendes Endoskop in der Abteilung zur Verfügung steht, sollte dieser Vorteil der endoskopischen Metallentfernung von ISG-Schrauben aus strahlenhygienischer Sicht genutzt werden.