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Beurteilung der sagittalen Bandstabilität nach HKB-Ersatzplastik: klinische (Rolimeter) und radiogische Messung (Telos) im Vergleich
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Welche Stabilität nach hinterer Kreuzbandersatzplastik (HKB-Ersatzplastik) erreicht werden kann, wird in validierten Studien unterschiedlich beurteilt. Zur Quantifizierung der Kreuzbandinsuffizienz und Überprüfung der Stabilität haben sich gehaltene Aufnahmen etabliert. Durch die erforderlichen gehaltenen Aufnahmen im Seitenvergleich entsteht eine vermehrte Strahlenbelastung. In der vorliegenden Arbeit wird die erreichte Bandstabilität nach HKB-Ersatzplastik und die Bedeutung des Rolimeters zur Bestimmung der sagittalen Bandinstabilität am Knie untersucht.
Methodik: Bei n=47 Unfallverletzten mit akuter hinterer Kreuzbandruptur oder chronischer hinterer Kreuzbandinsuffizienz wurde eine HKB-Ersatzplastik mittels autologen Sehnentransplantaten (Semitendinosus-/Gracilis- und Patellarsehne) durchgeführt. Die radiologische Diagnostik beinhaltete Kniegelenksaufnahmen in zwei Ebenen sowie gehaltene Aufnahmen mit vorderer und hinterer Schublade in 90° und seitlicher Projektion beidseits mit dem Telos-Stress-Device mit 15kp. Die Ausmessung der radiologischen Bilder erfolgte mit der digitalen Planungssoftware mediCAD II in der Methode nach Jacobsen. Im Rahmen der klinischen Untersuchungen wurde die sagittale Translationstrecke mit dem Rolimeter beidseits ausgemessen. Die statistische Analyse erfolgte mit JMP 8.0.1. Es kam der gepaarte Student t Test zur Anwendung. Zur Korrelationsanalyse wurde der Pearson-Koeffizient ermittelt. Das Signifikanzniveau wurde mit α<0,05 festgelegt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es wurde eine Translationsstrecke (TransRoli) von 8,8±2,3mm (gesunde Seite) und 12,3±3,1mm (HKB-Ersatzplastik) gemessen. Im Seitenvergleich ergab sich eine Differenz von 3,4±3,4mm (p<0,001). Die radiologische Ausmessung ergab eine vordere Schublade 0,1±2,6 (gesunde Seite) und –1,3±3,7 (HKB-Ersatzplastik). Die Differenz betrug –1,4±3,5mm (p<0,01). Bei der hinteren Schublade zeigte sich eine Translation von –3,4±2,8 (gesunde Seite) und –8,7±3,1 (HKB-Ersatzplastik). Die Differenz betrug –5,3±3,6 (p<0,001). Die gesamte Translationsstrecke (Transrad) gemessen an den gehaltenen Aufnahmen (vordere+hintere Schublade) ergab eine Differenz von –3,9±3,9 (p<0,001). In der Korrelationsanalysen ergab sich ein Pearson-Koeffizient von r=0,5 (p<0,001) zwischen TransRoli und Transrad.
Durch die Bestimmung der Bandstabilität mit dem Rolimeter sowie mit standardisierten gehaltenen Aufnahmen im Telos-Stress-Device konnte im Seitenvergleich eine geringe fixierte hintere Schublade nachgewiesen werden. Ferner zeigte sich eine verbliebene Restinstabilität, die experimentellen Messungen entspricht. Die Messwerte zwischen Rolimeter und gehaltenen Aufnahmen korrelieren. Eine sichere Unterscheidung zwischen vorderer und hinterer Schublade ist mit dem Rolimeter nicht möglich. Diese Technik wird daher für die orientierende klinische Untersuchungen bei chronischer Bandinstabilität und Kontrolle nach HKB-Ersatz als geeignet angesehen. Die Quantifizierung sollte mit den gehaltenen Aufnahmen erfolgen.