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Hemikallotasis in der Behandlung varischer Achsabweichungen der Tibia bei Adoleszenten
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Ziel der prospektiven Studie ist die Untersuchung der Wertigkeit der Korrektur von tibialen Varusabweichungen nahe dem Kniegelenk bei Adoleszenten mit Hilfe der Hemikallotasis.
Methodik: Zwischen 1992 und 2009 wurde bei 19 Jugendlichen 31 mal das Verfahren der Hemikallotasis mit unilateralem Fixateur externe durchgeführt. Der Fixateur wurde streng medial montiert und eine „kalte“ Osteotomie durch einen anteromedialen Zugang interligamentär angelegt. Nach drei bis fünf Tagen wurde mit der Distraktion mit einer Rate von 4x½mm pro Tag begonnen. Das Durchschnittsalter betrug 15 Jahre. Die Ursachen für die Fehlstellung waren Stoffwechselstörungen, Dysplasien, Trauma und partieller Fugenverschluss. Der Fehlstellungswinkel der Tibia betrug zwischen 12 und 30°.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei der Montage des Fixateurs und der Osteotomie wurde keine Komplikation beobachtet. Die komplette Korrektur der Fehlstellung wurde in allen Fällen nach 14–32d erreicht. Bei zehn Patienten (19 Beinen) wurde zusätzlich die Fibula osteotomiert. Bei elf Patienten (21 Beinen) wurde simultan eine distale Femurosteotomie durchgeführt. Die mittlere Behandlungsdauer betrug 14 Wochen bis zur Vollbelastung ohne Fixateur externe und Gehstützen. Die Komplikationsrate war sehr niedrig, Fünf „Pin-Infektionen“ konnten konservativ beherrscht werden und eine temporäre Streckhemmung verschwand mit der Demontage des Fixateurs. Am Behandlungsende konnten alle Fixateure ambulant ohne Anästhesie entfernt werden.
Das Verfahren der Hemikallotasis mit unilateralem Fixateur externe hat sich als exzellente Methode in der Behandlung von varischen Unterschenkelfehlstellungen mit kniegelenksnahem Scheitelpunkt bei Jugendlichen bewährt. Die niedrige Komplikationsrate und die Möglichkeit der exakten Korrektur läßt das Verfahren gegenüber akuten Korrekturen überlegen erscheinen. So ist z.B. keine vollständige Osteotomie mit anschließender Osteosynthese und anschließender ME notwendig, wegen der langsamen Korrektur ist das Verfahren besonders gewebeschonend. Eine prospektive Vergleichstudie mit akuten Verfahren (z.B. TKO) erscheint bei Erwachsenen in Zukunft sinnvoll.