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Die orthopädisch chirurgische Behandlung von Vorfußulzerationen beim diabetisch-neuropathischen Fuß
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die optimale Behandlung von Läsionen im Vorfußbereich im Rahmen des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) wird nach wie vor umstritten. Typische Veränderungen sind neuropathiebedingte, progrediente Fehlstellungen wie Hammerzehen (HZ), ein Spreizfuß mit Hallux valgus (HV) und Digitus quintus varus (DQV), die aufgrund von lokalen Druckspitzen zu Ulzerationen führen können. Diese Ulzerationen stellen Eintrittspforten für Infektionen dar. Eine arterielle Verschlußkrankheit (pAVK) kann es zur Gangrän der Akren führen. Die Revaskularisierung als Therapie ist allgemein anerkannt. Anders ist es bei den neuropathischen Ulzerationen. Hier kommen konservative Therapie mit Entlastung, Antibiotikatherapie und lokale Wundtherapie zur Anwendung. Chirurgische Maßnahmen werden von den Verfechtern der rein konservativen Therapie nur im Sinne von Amputationen gesehen. Es wird vielfach verkannt, das Korrekturen der Deformitäten zur nachhaltigen Abheilung dieser Läsionen führen.
Methodik: Wir haben in einer retrospektiven Studie anhand von Patientenakten 513 Patienten untersucht, welche aufgrund von diabetesbedingten Vorfußläsionen in den Jahren 2001 bis 2009 in unserer chirurgischen Fußambulanz therapiert wurden.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Bei 405 Patienten (79%) lag eine neuropathisch bedingte Fußdeformität als Ursache der Ulzeration vor. 68 hatten mehr als eine Läsionen. Es fanden sich bei HZ bei 168 Pat. Ulzerationen unter den Metatarsaleköpfchen, bei 114 im Zehenspitzenbereich, sowie bei 98 über den Zehengelenken. Ein HV oder ein DQV waren bei 56 der Pat. bzw. 43 ursächlich für Ulzerationen. Bei 259 der Neuropathiker bestanden Durchblutungsstörungen welche bei 60 Patienten zur Intervention führten. Zur Therapie der Vorfußläsionen kamen rein konservative Maßnahmen, Hammerzehenkorrekturen , Aufrichtungsosteotomien der Metatarsalia und Köpfchenresektionen zur Anwendung. Im Falle einer Infektion erfolgten repetetive Debridements, offene Kondylen- und Köpfchenresektionen sowie Minor- und Majoramputationen. 23 Patienten hatten sich aufgrund der sensiblen Neuropathie eine Vorfußverletzung zugezogen welche nach allgemeinen traumtologischen Prinzipien therapiert wurden. Bei 51 Patienten bestand ein Zustand nach ungünstiger Amputation mit nachfolgender Ulzeration, sodass eine Korrektur erfolgen musste. Bei 34 Patienten führte eine Durchblutungsstörung zur Gangrän von Vorfußteilen, welche bei 28 Patienten durch PTA oder Bypass wiederhergestellt werden konnte und nach Entfernung der Nekrosen zur Wundheilung führte.
Die Ergebnisse zeigen, dass beim Neuropathiker die Behandlung der zugrundliegenden Fußdeformität Ulzerationen zur Ausheilung bringen können. Die oft zitierte Behauptung, dass derartige Operationen nicht heilen, lässt sich nicht aufrecht erhalten. Es ist vielmehr zu erwägen, wesentliche Fehlstellungen prophylaktisch zu korrigieren, bevor sie zu Ulzerationen geführt haben. Selbstverständlich müssen Durchblutungsstörungen ausgeschlossen bzw. revaskularisiert werden.