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Der Einfluss gerinnungshemmender Medikation bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur auf den Operationszeitpunkt, die Operationsdauer, den Transfusionsbedarf und die blutungsbedingte Komplikationsrate
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Proximale Femurfrakturen bei geriatrischen Patienten werden zumeist operativ therapiert. Die Versorgung soll innerhalb von 48 Stunden erfolgen. In der Literatur sind durch medikamentös bedingte Einschränkungen der Hämostase Verzögerungen in der Frakturversorgung und eine erhöhte Komplikationsraten bekannt. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss präexistenter Medikation mit Thrombozytenaggregationshemmern (ASS, Clopidogrel) und Cumarinderivaten (Marcoumar) auf das Zeitintervall zwischen Aufnahme und Operation, die Operationszeit, den Transfusionsdedarf und das Auftreten postoperativer Blutungskomplikationen zu beschreiben.
Methodik: In der Klinik wurden alle Patienten mit proximale Femurfrakturen mit einem Alter über 60 Jahren prospektiv erfasst. Ausschlusskriterien waren Polytrauma und pathologische Frakturen. Bei Aufnahme wurde eine mögliche präexistente Medikation mit Thrombozytenaggregationshemmern (ASS, Clopidogrel) und Cumarinderivaten (Marcoumar) erfasst. Zudem wurden das Intervall von der stationären Aufnahme bis zur operativen Versorgung, die Schnitt-Naht-Zeit, die Gabe von Erythrozytenkonzentraten und die Häufigkeit interventionspflichtiger postoperativer Hämatome erfasst. Alle Patienten wurden entsprechend aufgeklärt und stimmten der Teilnahme zu. Ein positives Votum der zuständigen Ethikkommission lag vor.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es wurden 95 Patienten eingeschlossen. 42 Patienten nahmen ASS ein, 3 Clopidogrel und 22 Marcoumar. 28 Patienten nahmen keines dieser Medikamente ein. Eine Medikation mit mehr als einem der oben genannten Medikamente kam nicht vor. Für Clopidogrel waren die Ergebnisse nicht signifikant. Eine präexistente orale Antikoagulation mit Marcoumar verzögerte die operative Versorgung dieser Patienten signifikant (37h). Die Operationszeit verlängerte sich jedoch nicht (58min). Auch der Transfusionsbedarf differierte nicht signifikant von der Gruppe ohne medikamentöse Gerinnungshemmung (1,4EK vs. 1,5EK). Es zeigte sich ein signifikant höherer Transfusionsbedarf bei ASS Einnahme (1,9EK). Zeitpunkt (20h) und Dauer (59min) der Operation unterschieden sich dabei allerdings nicht signifikant von den anderen Patienten (17h, 74min). Interventionspflichtige Hämatome traten bei insgesamt 3 Patienten auf, von denen 2 Patienten ASS eingenommen hatten und einer keine gerinnungshemmende Medikation erhalten hatte.
Aufgrund der Heterogenität hinsichtlich der Komorbidität, der Frakturform und daraus resultierender unterschiedlicher Versorgung, sind nur eingeschränkt Schlussfolgerungen möglich. Um die Versorgungsrealität und Versorgungsqualität besser abbilden zu können, muss eine Analyse anhand eines größeren Patientenkollektives durchgeführt werden. Daraus sollen Behandlungsstrategien zur zeitgerechten Versorgung und Prophylaxe von Blutungs- bzw. Gerinnungskomplikationen entwickelt werden.