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„Far Cortical Locking“ (FCL) verbessert die Heilung von mit winkelstabilen Implantaten versorgten Frakturen – ein Tibiafrakturmodel am Schaf
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die Heilung von Frakturen, die mit winkelstabilen, nicht komprimierenden Implantaten versorgt wurden, beruht auf sekundärer Knochenheilung. Zu steife Implantate können die interfragmentäre Bewegung reduzieren und könnten somit zu minderwertiger Kallusbildung und verzögerter oder mangelhafter Frakturheilung beitragen. Diese Studie soll klären, ob modifizierte LP-Konstrukte (Far Cortical Locking, FCL) zu ausreichend interfragmentärer Bewegung und folglich zu quantitativ und qualitativ hochwertigerem Kallus führen.
Methodik: Bei 12 Schafen wurde eine standardisierte 90°-Tibiaosteotomie mit 3mm Spaltbreite durchgeführt. Die Tiere wurden randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt und entweder mit LP- oder FCL-Konstrukten versorgt. Wöchentliche Röntgenaufnahmen dokumentierten den Heilungsverlauf bis zur Schlachtung 9 Wochen post OP. Es folgten computertomographische Auswertung von Kallusvolumen und Knochenmineralgehalt sowie mechanische Testungen der Tibiae in Torsion. Die histologische Auswertung angefertigter Dickschnitte beinhaltete die quantitative Erfassung alter und neuer Knochenmatrix. Ferner wurde mittels Fluoreszenzfarbstoffen die aktive Knochenmatrix in den Wochen 4 und 7 post OP dargestellt und quantitativ ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Der röntgenologisch erfasste Kallus der FCL-Gruppe war von Woche 4 (p=0,04) bis Woche 9 (p=0,01) post OP signifikant größer im Vergleich zur LP-Gruppe. Post mortem wurden für die FCL-Gruppe signifikant höhere Werte für Kallusvolumen (p=0,042) und Knochenmineralgehalt (p=0,013) festgestellt. In der LP-Gruppe war der Kallus asymmetrisch verteilt, d.h. an der Cis-Kortex wurde deutlich weniger als an der Trans-Kortex (p=0,003) gefunden. Ebenso hatte der plattennahe Kallus (mediale Hälfte) nur halb so viel Knochenmineralgehalt wie der plattenferne Kallus (lateral, p = 0,003). In der FCL-Gruppe konnte eine gleichmäßige Verteilung von Kallus (p=0,864) und Mineralgehalt (p=0,913) gezeigt werden. Die Knochen der FCL-Gruppe verheilten signifikant stärker (max. Torsion; p=0,026) und absorbierten eine mehr als 2,5 fach höhere Bruchenergie (p<0,001) als die der LP-Gruppe.
Histologisch fiel auf, dass 3 von 6 Cis-Kortizes der LP-Gruppe nicht vollständig überbrückt waren, während alle Kortizes der FCL-Gruppe verbunden waren. Ebenso wurde tendenziell mehr neue Knochenmatrix und deutlich weniger alter Knochen (p=0,005) in der FCL-Gruppe quantifiziert. Die Auswertung der Fluoreszenzschnitte zeigte, dass im Bereich der Cis-Kortex in beiden Gruppen die Aktivität der Knochenmatrix 7 Wochen post OP grösser war als nach 4 Wochen. In der LP-Gruppe war dieser Unterschied signifikant (p=0,013).
FCL-Konstrukte ermöglichen trotz hoher Stabilität eine flexible Fixation von Frakturen. Die daraus resultierende, fast parallele interfragmentäre Bewegung stimuliert die Ausbildung von mehr und qualitativ hochwertigerem Kallus. Frakturen, die mit FCL-Konstrukten versorgt wurden, heilen somit besser als solche mit LP-Konstrukten.