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Übergangsfrakturen und Ossifikation der Epiphysenfuge am distalen Radius
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Published: | October 15, 2009 |
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Fragestellung: Einige Fallbeispiele von Epiphysenfugenfrakturen am distalen Radius bei Jugendlichen zeigen einen Frakturverlauf im Sinne einer triplane fracture, wie sie bislang am häufigsten für die distale Tibia als Übergangsfraktur beschrieben worden ist. Hieraus ergab sich die Frage nach dem Verknöcherungsmuster der distalen Radiusepiphysenfuge.
Methodik: Zur Bestimmung des Epiphysenfugenschlusses wurden 24 Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren in 31 Einzelmessungen magnetresonanztomografisch untersucht (coronare T1- und fett-supprimierte T2-Sequenzen). Vier Probanden konnten im Längsschnitt untersucht werden. Zur orientierenden Beurteilung des Entwicklungsfortschritts wurde das Alter bei Menarche erhoben. Das Bildmaterial wurde sorgfältig betrachtet und skizziert, welche Anteile der Fuge offen und welche bereits geschlossen sind. Dazu wurde die nur leicht gekrümmte Epiphysenfuge auf einer Ebene abgebildet und die noch offenen Anteile schraffiert.
Anschließend wurde die Projektionsfläche der Fuge in 13 Segmente eingeteilt, deren Anordnung, Anzahl und Form so gewählt wurden, dass die Patientendaten an genauesten verarbeitet werden konnten und damit der Fugenschluss in seinem physiologischen Ablauf am besten wiedergegeben werden konnte.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Es konnte ein Schema beschrieben werden, nach dem der Epiphysenfugenschluss am distalen Radius abläuft: Die Mineralisation beginnt in der radialen Hälfte des Fugenquerschnitts und breitet sich nach ulnar aus. Die Peripherie schließt sich zuletzt, wobei erst der ulnare und palmare Teil ossifizieren, anschließend der dorsale Teil auf Höhe des Tuberculum dorsale radii und zuletzt der radiale Rand, obwohl dieser in unmittelbarer Nähe zu dem Punkt liegt, an dem die Mineralisation beginnt.
Der Vorgang der Ossifikation nimmt einen Zeitraum von eineinhalb Jahren ein. Es dauert jedoch weniger als ein Jahr, bis der gesamte zentrale Block bis auf einen schmalen Randsaum mineralisiert ist.
Es konnte keine Korrelation zwischen Alter der Probandinnen, Menarche und Reifegrad der Fuge festgestellt werden. Tendenziell befand sich die Radiusepiphysenfuge im 17. Lebensjahr der Probandinnen in bereits weit fortgeschrittenem Mineralisationsstadium. Bei den im Durchschnitt 18jährigen männlichen Probanden waren alle Fugen bereits vollständig verknöchert.
Die Ossifikation am distalen Radius erfolgt insgesamt in einem relativ kurzen Zeitraum, zumindest deutlich kürzer als an der distalen Tibia, weswegen Übergangsfrakturen an dieser Stelle möglicherweise so selten beschrieben werden. Frakturen, die die Kriterien für eine Übergangsfraktur erfüllen, sind also prinzipiell am distalen Radius möglich.
Am Verlauf der Frakturebene durch die Epiphysenfuge kann man schließen, wie weit die Epiphysenfuge bereits verknöchert ist. Da die Ossifikation von radial nach ulnar wandert, verschiebt sich mit Fortschreiten der Ossifikation auch die Frakturebene in der Epiphysenfuge von radial nach ulnar.